Jugendstrafrecht

Das Jugendstrafrecht ist ein sensibles Rechtsgebiet, das sich grundlegend vom Erwachsenenstrafrecht unterscheidet. Es verfolgt das Ziel, Jugendliche durch erzieherische Maßnahmen auf den richtigen Weg zurückzubringen, anstatt sie zu bestrafen. Doch was bedeutet das konkret, und wie läuft ein Jugendstrafverfahren ab? Dieser Artikel gibt Ihnen alle wichtigen Informationen – von den Grundlagen über typische Delikte bis…

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Bekannt aus

Tommy Kujus
Strafverteidiger

Aktualisiert am 28.12.2024

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Das Jugendstrafrecht ist ein sensibles Rechtsgebiet, das sich grundlegend vom Erwachsenenstrafrecht unterscheidet. Es verfolgt das Ziel, Jugendliche durch erzieherische Maßnahmen auf den richtigen Weg zurückzubringen, anstatt sie zu bestrafen. Doch was bedeutet das konkret, und wie läuft ein Jugendstrafverfahren ab? Dieser Artikel gibt Ihnen alle wichtigen Informationen – von den Grundlagen über typische Delikte bis hin zur Rolle eines Strafverteidigers.

Grundlagen des Jugendstrafrechts

Definition und Zielsetzung

Das Jugendstrafrecht dient in erster Linie dazu, junge Menschen auf den richtigen Weg zu bringen. Anders als im Erwachsenenstrafrecht steht hier nicht die Bestrafung im Vordergrund, sondern die Erziehung und Resozialisierung. Ziel ist es, das Fehlverhalten aufzuarbeiten und zukünftige Straftaten zu verhindern. Dabei spielen individuelle Lebensumstände und die Entwicklung des Jugendlichen eine entscheidende Rolle.

Wer fällt unter das Jugendstrafrecht?

Das Jugendstrafrecht gilt für Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren. In Ausnahmefällen, sogenannten Heranwachsendenfällen, können auch 18- bis 20-Jährige nach den Regeln des Jugendstrafrechts verurteilt werden. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn die Persönlichkeitsentwicklung noch nicht abgeschlossen ist oder die Tat jugendtypisches Verhalten widerspiegelt.

Unterschiede zum Erwachsenenstrafrecht

Erziehung statt Strafe

Während das Erwachsenenstrafrecht häufig auf Strafen wie Geldbußen oder Freiheitsentzug setzt, liegt der Fokus im Jugendstrafrecht auf erzieherischen Maßnahmen. Sozialstunden, Beratungen oder der Täter-Opfer-Ausgleich sind typische Sanktionen. Sie sollen dem Jugendlichen bewusst machen, welches Unrecht er begangen hat, ohne ihn in seiner weiteren Entwicklung zu behindern.

Abweichende Verfahrensregeln

Ein weiterer wichtiger Unterschied ist die Jugendgerichtshilfe. Diese begleitet das Verfahren und stellt sicher, dass die individuellen Bedürfnisse des Jugendlichen berücksichtigt werden. Zudem finden Verfahren oft unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, um den Schutz der Privatsphäre zu gewährleisten.

Ablauf eines Jugendstrafverfahrens

Ermittlungsverfahren

Das Verfahren beginnt in der Regel mit polizeilichen Ermittlungen. Die Polizei informiert die Erziehungsberechtigten und stellt sicher, dass der Jugendliche über seine Rechte aufgeklärt wird. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Frage, ob die Vorwürfe ausreichend begründet sind, um eine Anklage zu erheben.

Anklage und Hauptverhandlung

Wenn es zur Anklage kommt, wird die Sache vor dem Jugendgericht verhandelt. Dabei steht ein speziell geschulter Jugendrichter an der Spitze, der die sozialen und entwicklungspsychologischen Aspekte des Falls berücksichtigt. Die Verhandlung ist meist weniger formell als bei Erwachsenen, um den Jugendlichen nicht zusätzlich zu belasten.

Strafmaßnahmen im Jugendstrafrecht

Die Bandbreite der möglichen Sanktionen reicht von Ermahnungen über Auflagen bis hin zum Jugendarrest. Nur in besonders schweren Fällen, wie bei schweren Gewaltverbrechen, wird eine Jugendstrafe verhängt, die einer Freiheitsstrafe entspricht.

Die Rolle eines Strafverteidigers im Jugendstrafrecht

Warum ein Strafverteidiger unverzichtbar ist

Ein erfahrener Strafverteidiger ist unerlässlich, um die Rechte des Jugendlichen zu wahren. Oft fehlt den Betroffenen das Wissen über ihre rechtlichen Möglichkeiten, und Eltern fühlen sich überfordert. Hier sorgt der Verteidiger für Klarheit und begleitet den Jugendlichen durch das gesamte Verfahren.

Wie ein Strafverteidiger helfen kann

Der Strafverteidiger prüft zunächst die Vorwürfe und erarbeitet eine Verteidigungsstrategie. Dabei kann er Beweise anfechten oder mildernde Umstände hervorheben. Sein Ziel ist es, die Folgen der Tat möglichst gering zu halten – sei es durch eine milde Sanktion oder die Einstellung des Verfahrens.

Typische Straftaten im Jugendstrafrecht

Gewalt- und Eigentumsdelikte

Jugendliche geraten oft wegen Körperverletzung, Sachbeschädigung oder Diebstahl ins Visier der Justiz. Diese Taten sind meist Ausdruck von Gruppendruck oder fehlender Konfliktlösungsstrategien.

Cyberkriminalität unter Jugendlichen

Mit der zunehmenden Digitalisierung nehmen auch Delikte wie Cybermobbing, Datenklau oder Hacking zu. Viele Jugendliche unterschätzen die rechtlichen Konsequenzen ihres Handelns im Internet.

Drogen- und Betäubungsmitteldelikte

Auch der Umgang mit Drogen spielt eine Rolle, sei es durch den Besitz oder Handel. Hier wird oft versucht, durch Therapieangebote den Jugendlichen langfristig zu helfen.

Sanktionen und ihre Wirkung

Milde Maßnahmen und ihre Ziele

Maßnahmen wie Sozialstunden oder ein Täter-Opfer-Ausgleich sollen den Jugendlichen helfen, Verantwortung zu übernehmen. Gleichzeitig wird vermieden, dass die Strafe seine Zukunft belastet.

Härtere Maßnahmen: Wann Jugendarrest droht

Jugendarrest wird meist nur dann verhängt, wenn mildere Mittel nicht ausreichen. Dabei soll der Arrest als Warnschuss dienen, um eine erneute Straftat zu verhindern.

Resozialisierung und Prävention

Bedeutung von Erziehungsmaßnahmen

Erziehungsprogramme und Beratungsstellen spielen eine zentrale Rolle. Sie helfen den Jugendlichen, ihre Verhaltensmuster zu ändern und unterstützen sie bei der Wiedereingliederung in die Gesellschaft.

Prävention durch Bildung und Aufklärung

Schulen, Vereine und soziale Einrichtungen leisten wichtige Präventionsarbeit. Sie bieten Programme an, die Jugendliche über die Folgen von Straftaten aufklären und ihnen Alternativen aufzeigen.

Fazit
Das Jugendstrafrecht ist ein wichtiger Baustein unserer Rechtsordnung, der auf Erziehung und Resozialisierung setzt. Dabei stehen die individuellen Bedürfnisse des Jugendlichen im Vordergrund. Ein Strafverteidiger ist hierbei ein unverzichtbarer Partner, um die bestmögliche Lösung für den Betroffenen zu erreichen und ihm eine zweite Chance zu ermöglichen.

FAQs zum Jugendstrafrecht

  1. Welche Strafen gibt es im Jugendstrafrecht?
    Von Ermahnungen und Sozialstunden bis hin zu Jugendarrest und Jugendstrafe gibt es viele Sanktionen, die auf Erziehung abzielen.
  2. Was passiert, wenn ein Jugendlicher eine schwere Straftat begeht?
    In solchen Fällen kann eine Jugendstrafe verhängt werden, die dem Erwachsenenstrafrecht ähnelt, jedoch mit pädagogischem Ansatz.
  3. Können Jugendliche im Gefängnis landen?
    Ja, aber nur in Form einer Jugendstrafe, die in einer Jugendstrafanstalt verbüßt wird.
  4. Warum ist ein Strafverteidiger für Jugendliche wichtig?
    Ein Verteidiger schützt die Rechte des Jugendlichen, erklärt das Verfahren und sorgt für eine möglichst milde Sanktion.
  5. Was ist die Jugendgerichtshilfe?
    Die Jugendgerichtshilfe begleitet das Verfahren und unterstützt den Jugendlichen durch Beratung und Betreuung.

Über den Autor
Tommy Kujus ist Rechtsanwalt und Fachanwalt für Strafrecht. Er ist Inhaber der Leipziger Kanzlei KUJUS Strafverteidigung, und bundesweit als Strafverteidiger tätig.

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