Bandendiebstahl

Schnell kann ein „einfacher“ Diebstahl zu einem Bandendiebstahl mit erhöhtem Strafrahmen werden. In diesem Betrag erfahren Sie, unter welchen Voraussetzungen eine solche Tat strafbar ist.

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Bekannt aus

Tommy Kujus
Strafverteidiger

Aktualisiert am 08.12.2024

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Bandendiebstahl ist ein besonders schwerwiegender Diebstahl, der durch die organisierte Zusammenarbeit mehrerer Personen gekennzeichnet ist. Die gesetzliche Grundlage dafür bildet § 244 Strafgesetzbuch (StGB). Ziel des Gesetzgebers ist es, die erhöhte Gefährlichkeit zu sanktionieren, die von solchen Banden ausgeht. Diese Taten sind oft professionell organisiert, weshalb die Strafen deutlich härter ausfallen als bei einem einfachen Diebstahl. Doch was genau macht einen Bandendiebstahl aus, und welche Strafen drohen?

Gesetzliche Grundlagen: Definition und Voraussetzungen

Grundtatbestand: Diebstahl (§ 242 StGB)

Ein Diebstahl liegt vor, wenn jemand eine fremde bewegliche Sache in der Absicht wegnimmt, sie sich rechtswidrig zuzueignen.

Qualifikation: Bandendiebstahl (§ 244 StGB)

Ein Diebstahl wird dann zum Bandendiebstahl, wenn:

  1. Der Täter Mitglied einer Bande ist.
  2. Die Bande aus mindestens drei Personen besteht.
  3. Die Bande sich ausdrücklich oder stillschweigend zur fortgesetzten Begehung von Diebstählen oder Raub verbunden hat.
  4. Der Diebstahl von mindestens zwei Mitgliedern der Bande gemeinschaftlich begangen wird.

Besonderheit: Schwerer Bandendiebstahl (§ 244a StGB)

Wenn der Bandendiebstahl unter erschwerenden Umständen begangen wird, wie z. B. bei einem Einbruch in eine Wohnung oder unter Mitführung einer Waffe, erhöht sich die Strafandrohung erheblich.

Wann ist ein „Bandendiebstahl“ strafbar?

Um sich wegen Bandendiebstahls strafbar zu machen, müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:

  1. Diebstahl als Grundtatbestand: Der Täter muss einen Diebstahl gemäß § 242 StGB begangen haben.
  2. Organisierte Struktur: Es muss eine Bande aus mindestens drei Personen vorliegen.
  3. Mitwirkung: Mindestens zwei Bandenmitglieder müssen zusammenarbeiten, wobei ein örtliches oder zeitliches Zusammenwirken nicht zwingend erforderlich ist.
  4. Vorsatz: Der Täter muss vorsätzlich gehandelt haben, also mit Wissen und Wollen an der Tat beteiligt sein.

Rechtsfolgen: Strafen beim Bandendiebstahl

Reguläre Strafrahmen (§ 244 StGB):

  • Freiheitsstrafe: 6 Monate bis 10 Jahre
  • Minder schwerer Fall: 3 Monate bis 5 Jahre

Strafrahmen beim schweren Bandendiebstahl (§ 244a StGB):

  • Freiheitsstrafe: 1 bis 10 Jahre

Eine Geldstrafe ist ausgeschlossen.

Typische Beispiele für Bandendiebstahl

  • Taschendiebstähle: Gruppen agieren arbeitsteilig in Menschenmengen.
  • Wohnungseinbruchsdiebstähle: Organisierte Einbrecher dringen systematisch in Wohnungen ein.
  • Autodiebstähle: Fahrzeuge werden gestohlen und ins Ausland verbracht.

Versuch und Strafantrag beim Bandendiebstahl

Versuch (§ 244 Abs. 2 StGB):

Der Versuch eines Bandendiebstahls ist strafbar. Bereits das Ansetzen zur Tat reicht aus, sofern der Täter mit Vorsatz handelt.

Offizialdelikt:

Ein Strafantrag des Geschädigten ist nicht notwendig, da Bandendiebstahl von den Behörden automatisch verfolgt wird.

Verteidigungsstrategien bei Bandendiebstahl

Bestreiten der Bandenstruktur

Eine Verteidigung kann darauf abzielen, die Existenz einer Bande infrage zu stellen. Ohne klare Beweise für die organisierte Zusammenarbeit ist der Tatbestand des Bandendiebstahls nicht erfüllt.

Infragestellung der Mittäterschaft

Die Verteidigung kann argumentieren, dass der Angeklagte nicht aktiv in die Bandenstrukturen eingebunden war oder nur als Einzeltäter gehandelt hat.

Milderungsgründe betonen

Faktoren wie ein Geständnis, die Wiedergutmachung des Schadens oder eine untergeordnete Rolle innerhalb der Bande können sich strafmildernd auswirken.

Häufig gestellte Fragen (FAQs)

1. Was ist der Unterschied zwischen einfachem Diebstahl und Bandendiebstahl?

Beim Bandendiebstahl handelt es sich um einen Diebstahl, der von mindestens zwei Mitgliedern einer Bande gemeinschaftlich begangen wird. Die organisierte Struktur erhöht die Gefährlichkeit und damit auch das Strafmaß.

2. Was versteht man unter „schwerem Bandendiebstahl“?

Schwerer Bandendiebstahl liegt vor, wenn erschwerende Umstände wie Einbruch in eine Wohnung oder der Einsatz von Waffen hinzukommen.

3. Kann auch der Versuch eines Bandendiebstahls bestraft werden?

Ja, der Versuch ist nach § 244 Abs. 2 StGB strafbar, sobald der Täter unmittelbar zur Tat ansetzt.

4. Welche Strafen drohen beim Bandendiebstahl?

Der Strafrahmen liegt zwischen 6 Monaten und 10 Jahren Freiheitsstrafe. In minder schweren Fällen beträgt die Strafe 3 Monate bis 5 Jahre.

5. Wann wird ein Bandendiebstahl zum Offizialdelikt?

Bandendiebstahl ist immer ein Offizialdelikt, d. h., die Strafverfolgung erfolgt automatisch durch die Behörden, sobald diese von der Tat Kenntnis erlangen.

 

Über den Autor
Tommy Kujus ist Rechtsanwalt und Fachanwalt für Strafrecht. Er ist Inhaber der Leipziger Kanzlei KUJUS Strafverteidigung, und bundesweit als Strafverteidiger tätig.

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