Besonders schwere Brandstiftung
Wird bei einer Brandstiftung die Gesundheit anderer Menschen gefährdet, so kann eine besonders schwere Brandstiftung nach § 306 b StGB vorliegen. Welche Voraussetzungen dafür erfüllt sein müssen und welche Strafe droht, lesen Sie im folgenden Beitrag.

Die besonders schwere Brandstiftung gemäß § 306b StGB zählt zu den schwersten Straftaten im deutschen Strafrecht. Sie geht über die einfache Brandstiftung hinaus, weil durch die Tat erhebliche Gefahren für Menschen entstehen. Wer durch eine vorsätzliche Brandlegung eine schwere Gesundheitsschädigung verursacht oder Menschenleben gefährdet, muss mit hohen Freiheitsstrafen rechnen.
Doch was genau sind die Voraussetzungen für diesen Tatbestand? Welche Strafen drohen? Gibt es Möglichkeiten zur Strafmilderung? Und welche Verteidigungsstrategien stehen Beschuldigten zur Verfügung? In diesem Leitfaden erhalten Sie eine umfassende Darstellung aller relevanten Aspekte zur besonders schweren Brandstiftung.
Gesetzliche Grundlage: § 306b StGB
Die besonders schwere Brandstiftung ist in § 306b StGB geregelt und stellt eine Qualifikation der Brandstiftung nach § 306 StGB (einfache Brandstiftung) und § 306a StGB (schwere Brandstiftung) dar.
Tatbestandsvarianten nach § 306b StGB
Das Gesetz unterscheidet zwei Fälle der besonders schweren Brandstiftung:
- Besonders schwere Brandstiftung gemäß § 306b Abs. 1 StGB
- Es muss eine Brandstiftung nach § 306 oder § 306a StGB vorliegen.
- Zusätzlich muss der Täter dadurch eine schwere Gesundheitsschädigung eines anderen Menschen oder eine Gesundheitsschädigung einer großen Anzahl von Menschen verursacht haben.
- Die Rechtsprechung geht davon aus, dass eine große Anzahl mindestens 14 Personen umfasst (BGH-Rechtsprechung).
- Besonders schwere Brandstiftung gemäß § 306b Abs. 2 StGB
- Der Täter begeht eine Brandstiftung nach § 306a StGB und
- bringt dadurch das Leben eines anderen Menschen in Gefahr oder
- handelt mit der Absicht, eine andere Straftat zu ermöglichen oder zu verdecken oder
- verhindert oder erschwert das Löschen des Brandes (z. B. durch Blockieren von Rettungswegen).
- Der Täter begeht eine Brandstiftung nach § 306a StGB und
Mögliche Strafen
Die Strafen für eine besonders schwere Brandstiftung sind drastisch:
- Absatz 1: Freiheitsstrafe nicht unter zwei Jahren.
- Absatz 2: Freiheitsstrafe nicht unter fünf Jahren.
- In besonders schweren Fällen kann eine lebenslange Freiheitsstrafe verhängt werden.
Tatbestandsvoraussetzungen der besonders schweren Brandstiftung
Um den Tatbestand der besonders schweren Brandstiftung zu erfüllen, müssen folgende Merkmale vorliegen:
- Brandstiftung nach § 306 oder § 306a StGB:
Der Täter muss vorsätzlich ein Gebäude, eine Hütte, ein Fahrzeug oder eine andere geschützte Sache in Brand gesetzt oder durch Brandlegung zerstört haben. - Schwere Gesundheitsschädigung oder Gefährdung von Menschenleben:
- Eine schwere Gesundheitsschädigung liegt vor, wenn das Opfer langfristig unter erheblichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen leidet (z. B. Rauchgasvergiftung, Verbrennungen, dauerhafte Schäden).
- Die Gefährdung eines Menschenlebens setzt eine konkrete Lebensgefahr voraus.
- Vorsatz & Fahrlässigkeit:
- Die Brandlegung muss vorsätzlich erfolgen.
- Die schwere Gesundheitsschädigung kann aber fahrlässig verursacht worden sein.

Versuch der besonders schweren Brandstiftung
Der Versuch einer besonders schweren Brandstiftung ist gemäß § 306b StGB i. V. m. § 23 StGB strafbar. Ein Versuch liegt vor, wenn der Täter bereits mit der Tat begonnen hat, sie aber nicht vollendet wurde – beispielsweise, weil das Feuer frühzeitig gelöscht wurde oder der Täter gestoppt wurde.
Ein Versuch kann in der Strafzumessung berücksichtigt werden, insbesondere wenn der Täter sich freiwillig von der Tat distanziert.
Strafverfolgung und Verfahrensablauf
Offizialdelikt: Strafverfolgung von Amts wegen
Die besonders schwere Brandstiftung ist ein Offizialdelikt. Das bedeutet, dass die Staatsanwaltschaft automatisch ermittelt, sobald sie Kenntnis von einer möglichen Tat erhält. Ein Strafantrag durch das Opfer ist nicht erforderlich.
Ermittlungsverfahren
Bei Verdacht auf besonders schwere Brandstiftung führen Polizei und Staatsanwaltschaft umfassende Ermittlungen durch. Diese umfassen:
- Brandsachverständige zur Untersuchung der Brandursache.
- Tatortanalysen durch Kriminaltechniker.
- Zeugenaussagen und Videoaufnahmen.
- Gutachten zur Gesundheitsschädigung der Opfer.
Gerichtsverfahren und Verteidigung
Sollte es zu einer Anklage kommen, müssen alle Beweise sorgfältig geprüft werden. Hier kann ein erfahrener Strafverteidiger mögliche Fehler oder Lücken in der Beweisführung aufdecken und eine geeignete Verteidigungsstrategie entwickeln.
Tätige Reue: Möglichkeit zur Strafmilderung
Ein wichtiger Aspekt im Brandstrafrecht ist die tätige Reue nach § 306e StGB. Sie ermöglicht eine Strafmilderung oder sogar einen vollständigen Straferlass, wenn der Täter freiwillig das Feuer löscht, bevor ein erheblicher Schaden entsteht.
Voraussetzungen für tätige Reue
- Der Täter hat den Brand selbst gelöscht, bevor großer Schaden entstand.
- Der Täter hat sich ernsthaft bemüht, das Feuer zu löschen (z. B. die Feuerwehr alarmiert).
Folgen der tätigen Reue
Liegt tätige Reue vor, kann das Gericht:
- Die Strafe nach § 49 Abs. 2 StGB mildern.
- In besonderen Fällen sogar komplett von einer Strafe absehen.
Mögliche Verteidigungsstrategien im Strafverfahren
Beschuldigte sollten frühzeitig einen Strafverteidiger kontaktieren, um sich gegen die Vorwürfe zu verteidigen. Folgende Strategien können eine Rolle spielen:
- Fehlender Vorsatz:
- War das Feuer nicht vorsätzlich, sondern fahrlässig verursacht, entfällt die besonders schwere Brandstiftung.
- Keine konkrete Lebensgefahr:
- Wenn keine konkrete Gefahr für Menschenleben bestand, kann dies die Strafe senken.
- Tätige Reue:
- Falls der Täter das Feuer gelöscht hat, kann dies strafmildernd wirken.

Fazit
Die besonders schwere Brandstiftung gemäß § 306b StGB ist eine äußerst schwere Straftat mit hohen Freiheitsstrafen. Beschuldigte sollten so früh wie möglich einen erfahrenen Strafverteidiger konsultieren, um eine wirksame Verteidigungsstrategie zu entwickeln.
Häufig gestellte Fragen (FAQs)
Was ist eine besonders schwere Brandstiftung?
Wenn eine Brandstiftung schwere Gesundheitsschäden verursacht oder Menschenleben gefährdet.
Welche Strafe droht bei besonders schwerer Brandstiftung?
Mindestens zwei Jahre Freiheitsstrafe, in schweren Fällen fünf Jahre oder lebenslang.
Kann ich wegen besonders schwerer Brandstiftung angeklagt werden, wenn niemand verletzt wurde?
Ja, wenn das Feuer eine konkrete Lebensgefahr geschaffen hat.
Was ist tätige Reue bei Brandstiftung?
Wenn der Täter das Feuer selbst löscht, bevor großer Schaden entsteht, kann dies die Strafe mindern oder aufheben.