Was ist ein Fahrverbot?
Ein Fahrverbot ist eine zeitlich befristete Untersagung, Fahrzeuge im öffentlichen Straßenverkehr zu führen. Es wird als Sanktion für bestimmte Verkehrsverstöße verhängt, um Verkehrsteilnehmer zu sensibilisieren und das allgemeine Sicherheitsniveau zu erhöhen. Während eines Fahrverbots bleibt die Fahrerlaubnis zwar bestehen, der Führerschein muss jedoch bei der zuständigen Behörde hinterlegt werden. Nach Ablauf der Frist erhalten Sie Ihren Führerschein automatisch zurück, ohne dass eine erneute Prüfung erforderlich ist.
Das Fahrverbot ist ein wichtiges Instrument zur Disziplinierung, vor allem bei schwerwiegenden oder wiederholten Verkehrsverstößen. Doch was genau sind die Unterschiede zu einem Entzug der Fahrerlaubnis?
Unterschied zwischen Fahrverbot und Entzug der Fahrerlaubnis
Während ein Fahrverbot immer zeitlich befristet ist (in der Regel ein bis drei Monate), führt der Entzug der Fahrerlaubnis dazu, dass die Berechtigung, ein Fahrzeug zu führen, vollständig erlischt. Nach einem Entzug muss die Fahrerlaubnis neu beantragt werden. Häufig ist hierfür eine medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU) erforderlich, die umgangssprachlich auch als „Idiotentest“ bekannt ist.
Ein Beispiel verdeutlicht den Unterschied: Wenn Sie wegen einer Geschwindigkeitsüberschreitung ein einmonatiges Fahrverbot erhalten, können Sie danach wieder fahren, sobald der Führerschein zurückgegeben wurde. Beim Entzug der Fahrerlaubnis hingegen müssen Sie nachweisen, dass Sie wieder fahrtauglich sind, was den Prozess verlängert und erschwert.
Gründe für ein Fahrverbot
Ein Fahrverbot kann aus einer Vielzahl von Gründen verhängt werden, darunter:
Geschwindigkeitsüberschreitungen
Die häufigste Ursache für Fahrverbote sind Geschwindigkeitsüberschreitungen. Innerorts droht ab 31 km/h zu schnell und außerorts ab 41 km/h zu schnell ein Fahrverbot. Wiederholungstäter müssen mit längeren Fahrverboten rechnen, selbst bei geringeren Überschreitungen.
Beispiel: Ein Autofahrer wird innerhalb eines Jahres zweimal mit mehr als 26 km/h zu schnell geblitzt. Obwohl beide Verstöße für sich genommen kein Fahrverbot rechtfertigen würden, führt die Häufung dennoch zu einer solchen Sanktion.
Rotlichtverstöße
Das Überfahren einer roten Ampel, die länger als eine Sekunde rot ist, zieht ein Fahrverbot von einem Monat nach sich. Hinzu kommen zwei Punkte in Flensburg und ein Bußgeld von mindestens 200 Euro.
Alkohol- und Drogendelikte
Wer mit einem Blutalkoholwert von 0,5 Promille oder mehr am Steuer erwischt wird, muss mit einem Fahrverbot von bis zu drei Monaten rechnen. Bei Drogen am Steuer sind die Sanktionen ähnlich, wobei hier zusätzlich strafrechtliche Konsequenzen drohen können.
Handynutzung am Steuer
Obwohl Handynutzung am Steuer oft als Bagatelldelikt angesehen wird, kann es bei wiederholten Verstößen zu einem Fahrverbot kommen. Besonders gefährlich ist dies, wenn durch Ablenkung Unfälle verursacht werden.

Fahrverbot in der Probezeit
Für Fahranfänger gelten besonders strenge Regeln. Bereits ein schwerwiegender Verstoß (A-Verstoß) wie überhöhte Geschwindigkeit, Rotlichtverstöße oder Alkohol am Steuer führt zur Verlängerung der Probezeit auf vier Jahre. Ein Aufbauseminar wird ebenfalls angeordnet. In schwerwiegenden Fällen kann auch ein Fahrverbot verhängt werden, was für viele Fahranfänger eine erhebliche Belastung darstellt.
Fahrverbot bei gesundheitlichen Einschränkungen
Gesundheitliche Probleme wie Sehschwächen, beispielsweise Grauer Star, können die Fahrsicherheit beeinträchtigen. Personen, die trotz deutlicher Einschränkungen am Steuer erwischt werden, riskieren ein Fahrverbot. Besonders wichtig ist es, regelmäßig ärztliche Untersuchungen wahrzunehmen, um die Fahrtauglichkeit zu überprüfen.
Fahrverbot antreten: Wann und wo?
Nach Zustellung des Bußgeldbescheids bleibt Ihnen meist eine Frist von vier Monaten, um das Fahrverbot anzutreten – vorausgesetzt, Sie hatten in den letzten zwei Jahren kein Fahrverbot. Diese Frist gibt Ihnen Zeit, den Beginn des Fahrverbots flexibel zu planen, beispielsweise in einen Urlaub oder eine beruflich weniger wichtige Phase zu legen.
Der Führerschein muss bei der zuständigen Behörde oder Polizeidienststelle abgegeben werden. Alternativ ist der Versand per Post möglich, wobei der Zeitpunkt des Posteingangs zählt.
Fahrverbot und berufliche Abhängigkeit vom Führerschein
Für Personen, die beruflich auf den Führerschein angewiesen sind, wie Berufskraftfahrer oder Vertreter, kann ein Fahrverbot existenzbedrohend sein. In solchen Fällen gibt es zwei Hauptmöglichkeiten:
- Umwandlung des Fahrverbots in eine Geldstrafe:
Hierfür muss ein Antrag gestellt und nachgewiesen werden, dass das Fahrverbot eine unverhältnismäßige Härte darstellt. Allerdings entscheiden Gerichte streng und lehnen solche Anträge oft ab, wenn keine ausreichenden Beweise vorliegen. - Flexible Planung des Fahrverbots:
Wenn eine Umwandlung nicht möglich ist, sollten Sie das Fahrverbot in eine weniger arbeitsintensive Phase legen.
Rechtsmittel gegen ein Fahrverbot
Ein Fahrverbot ist nicht immer unumstößlich. Sie haben die Möglichkeit, innerhalb von 14 Tagen nach Zustellung des Bußgeldbescheids Einspruch einzulegen. Ein Einspruch ist insbesondere sinnvoll, wenn:
- Zweifel an der Richtigkeit der Messung bestehen.
- Das Fahrverbot eine besondere Härte bedeutet (z. B. berufliche Existenzgefährdung).
- Verfahrensfehler vorliegen.
Ein spezialisierter Anwalt für Verkehrsrecht kann Ihre Erfolgschancen bewerten und Ihnen helfen, das Fahrverbot gegebenenfalls abzuwenden.
Fahrverbot bei Verstößen im Ausland
Wenn Sie im EU-Ausland gegen Verkehrsregeln verstoßen, können auch dort Fahrverbote verhängt werden. Diese gelten jedoch nur im Land des Verstoßes. In Deutschland dürfen Sie weiterhin fahren, es sei denn, der Führerschein wird direkt entzogen.
Psychologische und soziale Auswirkungen eines Fahrverbots
Ein Fahrverbot kann erhebliche Auswirkungen auf Ihren Alltag haben. Ohne Führerschein sind viele Menschen in ihrer Mobilität stark eingeschränkt. Dies betrifft nicht nur berufliche Verpflichtungen, sondern auch private Lebensbereiche wie Einkäufe, Arztbesuche oder familiäre Verpflichtungen.
Besonders herausfordernd ist die Situation für Personen, die auf dem Land leben und keine Alternative zum Auto haben. Hier ist es ratsam, frühzeitig auf öffentliche Verkehrsmittel oder Fahrgemeinschaften auszuweichen.

Fazit
Ein Fahrverbot ist mehr als nur eine Strafe – es hat weitreichende Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen. Es ist daher wichtig, die genauen Regelungen zu kennen und mögliche Auswege, wie die Umwandlung in eine Geldstrafe oder den Einspruch, zu prüfen. Ein kompetenter Anwalt für Verkehrsrecht kann Ihnen helfen, Ihre Rechte durchzusetzen und das Beste aus der Situation zu machen.
FAQs
1. Kann ich mein Fahrverbot in jedem Fall in eine Geldstrafe umwandeln?
Nein, dies ist nur in Ausnahmefällen möglich, wenn eine unverhältnismäßige Härte vorliegt und entsprechende Belege vorgelegt werden.
2. Kann ich während eines Fahrverbots ein Fahrzeug führen?
Nein, das Führen eines Fahrzeugs während eines Fahrverbots ist eine Straftat und kann mit hohen Geldstrafen oder sogar Freiheitsstrafen geahndet werden.
3. Was passiert, wenn ich meinen Führerschein nicht rechtzeitig abgebe?
In diesem Fall verlängert sich das Fahrverbot und es können zusätzliche Strafen verhängt werden.
4. Ist ein Fahrverbot bei jedem Verstoß zwingend vorgeschrieben?
Nein, bei kleineren Verstößen drohen oft nur Bußgelder und Punkte in Flensburg. Ein Fahrverbot wird nur bei schwerwiegenden oder wiederholten Verstößen verhängt.
5. Kann ein Fahrverbot auch für E-Scooter gelten?
Ja, auch bei Verstößen mit E-Scootern, wie Trunkenheit, kann ein Fahrverbot verhängt werden.