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Sharenting: Rechtliche Grenzen beim Posten von Kinderfotos im Internet

Viele Eltern nutzen Plattformen wie Facebook, Instagram und Twitter, um (stolz) ihre Kinder und deren Erfahrungen zu präsentieren. Dieses sogenannte “Sharenting” macht es möglich, Erinnerungen und Erfahrungen zu teilen sowie soziale Bindungen zu stärken. Allerdings wirft es auch Fragen bezüglich der Privatsphäre und Sicherheit der Kinder auf, deren digitalen Fußabdrücke dann schon oft in jungen…

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Über den Autor
Tommy Kujus ist Rechtsanwalt und Fachanwalt für Strafrecht. Er ist Inhaber der Leipziger Kanzlei KUJUS Strafverteidigung, und bundesweit als Strafverteidiger tätig.

Was ist “Sharenting”? 

Der Begriff „Sharenting” setzt sich aus den Worten “sharing” (Teilen) und “parenting” (Elternschaft) zusammen. Er bezieht sich auf die Praxis, in der Eltern persönliche Informationen und Bilder über ihre Kinder in sozialen Medien oder anderen Online-Plattformen teilen. Dies umfasst oft Fotos, Videos, Geschichten und Informationen über die Kinder, ihre Aktivitäten, Erfolge und Entwicklungen. Eltern nutzen Sharenting, um beispielsweise ihre Freude über ihre Kinder zu teilen, Verbindungen zu Familie und Freunden zu stärken oder Ratschläge zur Kindererziehung zu suchen bzw. zu geben. Auch können die Kinder zur Vermarktung von Produkten hinzugezogen werden. 

Beispiele 

Wie bereits angedeutet, kann Sharenting in den verschiedensten Formen auftreten – von harmlosen und positiven Beiträgen bis hin zu problematischen Situationen, in denen die Privatsphäre oder Sicherheit der Kinder gefährdet wird. Hier sind einige Beispiele: 

  1. Bild- und Videoposts von Kindern: Eltern teilen häufig Fotos und Videos ihrer Kinder, die verschiedene Lebenssituationen und Aktivitäten zeigen, wie Geburtstagsfeiern, den ersten Schultag, sportliche Erfolge oder Urlaubserlebnisse. 
  2. Meilensteine und Entwicklung: Eltern teilen Details über die Entwicklung ihrer Kinder, wie den ersten Schritt oder das erste Wort. 
  3. Anekdoten und Geschichten: Eltern teilen lustige oder berührende Geschichten über ihre Kinder und deren Aussprüche oder Verhaltensweisen. 
  4. Ratschläge zur Erziehung: Einige Eltern nutzen Sharenting, um Erziehungstipps oder Ratschläge von anderen Eltern zu erhalten oder ihre eigenen Erfahrungen und Herausforderungen in der Kindererziehung zu diskutieren bzw. zu teilen. 
  5. Produktbewertungen und Empfehlungen: Eltern werben für Produkte wie Spielzeug, Kleidung oder Kinderausstattung und beziehen dabei ihre Kinder mit ein. 

Was ist das Gefährliche an Sharenting? 

Sharenting birgt Risiken und Konsequenzen, die aus dem exzessiven und unüberlegten Teilen persönlicher Informationen über Kinder in sozialen Medien folgen können.  

Es gibt Bedenken bezüglich der Privatsphäre und Sicherheit der Kinder, da ihre persönlichen Informationen und Bilder öffentlich geteilt werden und in der digitalen Welt für eine breite Öffentlichkeit zugänglich sind. Es kann auch Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der Kinder oder dessen Zukunft haben. Hier sind einige der wichtigsten Gefahren: 

  1. Verletzung der Privatsphäre: Kinder haben ein Recht auf Privatsphäre. Wenn Eltern unaufhörlich persönliche Informationen und Bilder ihrer Kinder online teilen, kann dies die Privatsphäre der Kinder verletzen und sie ihrem Einverständnis oder Kontrolle über ihre eigenen digitalen Fußabdrücke berauben. 
  2. Cybersecurity-Risiken: Das Veröffentlichen von Fotos und Details über Kinder kann potenziell anfällig für Online-Gefahren wie Identitätsdiebstahl oder Cybermobbing sein. 
  3. Zukünftige Auswirkungen: Kinder, deren Leben von ihren Eltern in sozialen Medien ausführlich dokumentiert wird, können in Zukunft Schwierigkeiten haben, unerwünschte Aufmerksamkeit oder negative Konsequenzen zu vermeiden. Zum Beispiel könnten Arbeitgeber oder Bildungseinrichtungen auf diese Informationen zugreifen und Entscheidungen auf dieser Grundlage treffen. 
  4. Missbrauch von Informationen: Persönliche Informationen von Kindern, einschließlich Bilder, können von Personen missbraucht werden, um gefälschte Profile zu erstellen, Belästigung zu betreiben oder andere Straftaten zu verwirklichen. 
  5. Familiäre Konflikte: Sharenting kann auch familiäre Konflikte verursachen, insbesondere wenn nicht alle Familienmitglieder oder Verwandte mit der Online-Präsenz der Kinder einverstanden sind oder Bedenken dahingehend haben. 

Ist Sharenting strafbar? 

Sharenting ist grundsätzlich nicht strafbar, da die Eltern freiwillig Informationen und Bilder ihrer Kinder in sozialen Medien teilen. Eine Strafbarkeit kommt nur dann in Betracht, wenn die geteilten Inhalte gegen geltendes Recht verstoßen, wie beispielsweise das Verbreiten von kinderpornografischen oder jugendpornografischen Inhalten (§§ 184b, 184c StGB) bei dem Teilen von Nacktbildern der Kinder. 

Wie geht man am besten mit den sozialen Medien um? 

Um bewusst und sicher mit sozialen Medien umzugehen, können folgende Schritte und Praktiken hilfreich sein: 

  1. Persönliche Informationen begrenzen: Vermeiden Sie das Teilen sensibler persönlicher Informationen, wie Adresse, Telefonnummer oder Geburtsdatum. 
  2. Passwortsicherheit: Verwenden Sie sichere Passwörter und ändern Sie diese regelmäßig. Nutzen Sie unterschiedliche und nicht leicht zu erratende Passwörter für verschiedene Konten. 
  3. Überprüfen Sie Ihre Kontakte: Stellen Sie sicher, dass Sie nur Personen als Kontakte oder Freunde akzeptieren, die Sie persönlich kennen oder denen Sie vertrauen. 
  4. Vorsicht beim Teilen von Fotos und Videos: Denken Sie darüber nach, welche Bilder und Videos Sie teilen. Vermeiden Sie das Teilen von Fotos, die Ihre Privatsphäre oder die Ihrer Kinder gefährden könnten. Vor allem sollte man Bilder von Orten nicht veröffentlichen. 
  5. Aufklärung über Datenschutzbestimmungen: Lesen Sie die Datenschutzrichtlinien von sozialen Medienplattformen, um zu verstehen, wie Ihre Daten gesammelt und verwendet werden. 
  6. Skepsis gegenüber Anfragen und Nachrichten: Seien Sie vorsichtig bei unerwarteten Anfragen oder Nachrichten von Fremden. Gehen Sie nicht auf dubiose Angebote oder Anfragen ein. 
  7. Phishing-Erkennung: Lernen Sie, Phishing-Versuche zu erkennen und klicken Sie nicht auf verdächtige Links oder öffnen Sie nicht Anhänge von unbekannten Absendern. 
  8. Kinder und Jugendliche begleiten: Wenn Sie Eltern sind, sprechen Sie mit Ihren Kindern über die sichere Nutzung von sozialen Medien und überwachen Sie ihre Aktivitäten, insbesondere wenn sie jünger sind. 
  9. Zeitmanagement: Legen Sie fest, wie viel Zeit Sie täglich in sozialen Medien verbringen möchten, um die Bildschirmzeit zu kontrollieren und eine gesunde Balance zu finden. 
  10. Respektvolles Verhalten: Behandeln Sie andere in sozialen Medien mit Respekt und Höflichkeit. Vermeiden Sie Online-Konflikte und Cybermobbing. 
  11. Regelmäßige Überprüfung: Überprüfen Sie Ihre Aktivitäten in sozialen Medien regelmäßig und löschen Sie alte Konten oder Inhalte, die Sie nicht mehr verwenden oder die Ihre Privatsphäre gefährden könnten. 

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