Berufsrechtliche Konsequenzen einer Verurteilung

Eine Verurteilung nach dem Strafrecht kann nicht nur erhebliche rechtliche, sondern auch berufsrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Insbesondere für Berufsgruppen, die einer besonderen Vertrauensstellung unterliegen, wie beispielsweise Rechtsanwälte, Ärzte oder Lehrer, können die Auswirkungen einer strafrechtlichen Verurteilung gravierend sein. Im folgenden Beitrag lesen Sie alles Wichtige rund um mögliche berufsrechtliche Konsequenzen einer Verurteilung.

Berufsrechtliche Konsequenzen einer Verurteilung

Eine strafrechtliche Verurteilung kann drastische Auswirkungen auf das Berufsleben haben. Neben den unmittelbaren strafrechtlichen Folgen – wie Geldstrafen oder Freiheitsentzug – können berufsrechtliche Sanktionen den Verlust der Anstellung, der Berufszulassung oder sogar ein dauerhaftes Berufsverbot nach sich ziehen.

Dies betrifft vor allem sogenannte reglementierte Berufe, bei denen Integrität, Zuverlässigkeit und strafrechtliche Unbescholtenheit Grundvoraussetzungen für die Berufsausübung sind. Dazu gehören Lehrer, Ärzte, Rechtsanwälte, Beamte, Polizisten und viele weitere Berufsgruppen.

Doch welche Straftaten führen zu solchen Konsequenzen? Wie lange bleibt eine Verurteilung im Führungszeugnis sichtbar? Und gibt es Möglichkeiten, eine berufsrechtliche Sanktion abzuwenden?


Allgemeine berufsrechtliche Folgen einer Verurteilung

1. Wann drohen berufsrechtliche Konsequenzen?

Nicht jede Verurteilung hat automatisch Auswirkungen auf die Berufsausübung. Entscheidend sind:

  • Art der Straftat: Berufsbezogene Delikte (z. B. Betrug bei Steuerberatern) wiegen schwerer als private Vergehen.
  • Höhe der Strafe: Freiheitsstrafen über 1 Jahr haben oft gravierendere Folgen als Geldstrafen unter 90 Tagessätzen.
  • Relevante Berufsgesetze: Für jeden Beruf gelten spezifische Vorschriften zur Eignung und Vertrauenswürdigkeit.

2. Relevante gesetzliche Grundlagen

Je nach Beruf kommen unterschiedliche gesetzliche Regelungen zur Anwendung:

  • Bundeszentralregistergesetz (BZRG): Regelt, welche Straftaten in das Führungszeugnis aufgenommen werden.
  • Strafgesetzbuch (StGB): Definiert strafbare Handlungen und Sanktionen.
  • Berufsrechtliche Regelungen: Berufsgesetze wie die Bundesärzteordnung (BÄO) oder die Bundesrechtsanwaltsordnung (BRAO) enthalten Vorschriften zur Eignung für den Beruf.
  • Beamtenrecht (BBG, BeamtStG): Regelt Disziplinarmaßnahmen für Beamte.

3. Bedeutung von Einträgen im Führungszeugnis

Das einfache Führungszeugnis enthält nur schwerwiegende Verurteilungen:

  • Geldstrafen unter 90 Tagessätzen oder Freiheitsstrafen unter 3 Monaten erscheinen nicht.
  • Verurteilungen über diesen Grenzen werden eingetragen und sind für Arbeitgeber einsehbar.

Das erweiterte Führungszeugnis ist strenger:

  • Es wird für Berufe mit besonderer Verantwortung benötigt (z. B. Lehrer, Ärzte, Erzieher).
  • Es enthält auch geringere Verurteilungen, wenn sie für die Berufsausübung relevant sind.

Das behördliche Führungszeugnis enthält alle strafrechtlichen Eintragungen und wird für Berufsgruppen mit hoher Sicherheitsrelevanz (z. B. Polizisten, Richter) benötigt.

Berufsrechtliche Konsequenzen einer Verurteilung

4. Kündigungsmöglichkeiten für Arbeitgeber

Arbeitgeber haben das Recht, ein Arbeitsverhältnis zu beenden, wenn:

  • Die Verurteilung das Vertrauensverhältnis nachhaltig beschädigt.
  • Die Straftat in direktem Zusammenhang mit der Berufsausübung steht.
  • Ein Eintrag im Führungszeugnis eine Weiterbeschäftigung unmöglich macht.

Besonders in sicherheitskritischen Berufen reicht oft schon eine geringfügige Verurteilung, um eine Kündigung zu rechtfertigen.


Besondere Berufsgruppen und ihre spezifischen Konsequenzen

Lehrer

Fallbeispiel: Lehrer und Verurteilung wegen Körperverletzung

Ein Lehrer wird wegen Körperverletzung zu einer Geldstrafe von 120 Tagessätzen verurteilt. Obwohl die Tat nicht im Zusammenhang mit seiner beruflichen Tätigkeit steht, erscheint die Verurteilung im Führungszeugnis.

Folgen:

  • Der Lehrer erhält eine Disziplinarstrafe und wird in eine andere Schule versetzt.
  • Bei Beamten führt eine Verurteilung von über einem Jahr Freiheitsstrafe automatisch zur Entlassung.

Zusätzliche Risiken für Lehrer

  • Sexualdelikte: Automatische Entfernung aus dem Dienst, keine Möglichkeit der Wiedereinstellung.
  • Gewaltdelikte: Versetzung, Kündigung oder Entlassung.
  • Drogendelikte: Führt oft zu Disziplinarmaßnahmen oder Berufsverbot.

Ärzte und Apotheker

Fallbeispiel: Arzt wegen Abrechnungsbetrug verurteilt

Ein Arzt fälscht Krankenkassenabrechnungen und wird wegen Betrugs zu einer Freiheitsstrafe von 2 Jahren auf Bewährung verurteilt.

Folgen:

  • Die Ärztekammer leitet ein Approbationsentziehungsverfahren ein.
  • Die Haftpflichtversicherung kündigt die Police, was eine Berufsausübung unmöglich macht.

Häufige berufsrechtliche Konsequenzen für Ärzte

  • Körperverletzung: Verlust der Approbation, insbesondere bei fahrlässigen Behandlungsfehlern.
  • Betrugs- oder Korruptionsdelikte: Hohe Wahrscheinlichkeit eines Berufsverbots.

Rechtsanwälte, Notare und Richter

Rechtsanwälte: Verlust der Zulassung

Ein Rechtsanwalt wird wegen Untreue zu 1,5 Jahren Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt.

Folgen:

  • Die Rechtsanwaltskammer entzieht die Zulassung (§ 7 BRAO).
  • Eine Wiederzulassung ist erst nach vielen Jahren möglich.

Notare und Richter

  • Notare: Schon eine geringe Verurteilung kann zur Amtsenthebung führen.
  • Richter: Eine Verurteilung von über einem Jahr führt fast immer zur Entfernung aus dem Dienst.

Berufsrechtliche Konsequenzen einer Verurteilung

Polizeibeamte

Fallbeispiel: Polizist wegen Bestechlichkeit verurteilt

Ein Polizeibeamter nimmt Schmiergeld an und wird zu 10 Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt.

Folgen:

  • Er verliert automatisch seinen Beamtenstatus.
  • Die Pension wird gestrichen.
  • Ein Wiedereinstieg in den Polizeidienst ist ausgeschlossen.

Möglichkeiten der Verteidigung und Schadensbegrenzung

1. Präventive Verteidigung im Strafverfahren

Ein Strafverteidiger kann:

  • Eine Einstellung des Verfahrens (§ 153 StPO) erreichen, um einen Eintrag im Führungszeugnis zu vermeiden.
  • Das Strafmaß beeinflussen, um unter kritischen Schwellenwerten zu bleiben.
  • Alternativen zur Verurteilung aushandeln, z. B. Geldauflagen oder Bewährungsstrafen.

2. Anfechtung beruflicher Konsequenzen

  • Approbationsentzüge oder Zulassungsverluste können gerichtlich angefochten werden.
  • Verwaltungsgerichte prüfen, ob Sanktionen verhältnismäßig sind.

3. Wiederzulassung nach einer Verurteilung

Nach einer gewissen Zeit ist eine Wiederzulassung möglich, wenn:

  • Fortbildungen und Rehabilitationsmaßnahmen absolviert wurden.
  • Eintragungen im Führungszeugnis gelöscht sind.
  • Positive Gutachten über die Eignung vorliegen.

Fazit

Eine strafrechtliche Verurteilung kann die berufliche Existenz bedrohen. Besonders betroffen sind Vertrauensberufe wie Ärzte, Lehrer, Anwälte oder Beamte. Wer sich frühzeitig beraten lässt und strategisch verteidigt, kann jedoch oft verhindern, dass die berufliche Zukunft dauerhaft zerstört wird.

FAQs – Berufsrechtliche Konsequenzen einer Verurteilung

1. Muss ich meinem Arbeitgeber eine Verurteilung mitteilen?

Das hängt von mehreren Faktoren ab:

  • Beamte haben grundsätzlich eine Mitteilungspflicht, da eine Verurteilung dienstrechtliche Konsequenzen haben kann.
  • Angestellte müssen Verurteilungen in der Regel nur mitteilen, wenn sie einen direkten Bezug zur Arbeit haben (z. B. Betrug bei einem Bankangestellten).
  • Wer ein erweitertes Führungszeugnis benötigt (z. B. Lehrer, Ärzte), muss sich bewusst sein, dass der Arbeitgeber spätestens bei einer Überprüfung von der Verurteilung erfährt.

2. Kann eine Verurteilung aus dem Führungszeugnis gelöscht werden?

Ja, aber erst nach einer bestimmten Tilgungsfrist:

  • Geldstrafen unter 90 Tagessätzen oder Freiheitsstrafen unter 3 Monaten: Löschung nach 3 bis 5 Jahren.
  • Freiheitsstrafen bis 1 Jahr (auf Bewährung): Löschung nach 10 Jahren.
  • Längere Freiheitsstrafen: Löschung erst nach 15 Jahren oder mehr.

Einträge aus dem erweiterten Führungszeugnis können länger erhalten bleiben, insbesondere bei Sexualstraftaten.

3. Ich wurde zu 100 Tagessätzen verurteilt – verliere ich meinen Job?

Nicht zwingend, aber eine Verurteilung über 90 Tagessätzen wird in das Führungszeugnis eingetragen. Das kann problematisch sein, wenn:

  • Ihr Beruf besondere Vertrauensanforderungen hat.
  • Der Arbeitgeber regelmäßig das Führungszeugnis überprüft.
  • Ein gesetzliches Berufsverbot droht (z. B. bei Beamten).

Eine Verurteilung unter 90 Tagessätzen bleibt oft ohne direkte berufsrechtliche Folgen.

4. Kann ich gegen den Entzug meiner Berufszulassung klagen?

Ja! Der Entzug einer Berufszulassung (z. B. als Arzt oder Anwalt) kann vor Verwaltungsgerichten angefochten werden.

  • Häufig geht es darum, ob die Verhältnismäßigkeit gewahrt wurde.
  • Wer nachweisen kann, dass er sich rehabilitiert hat, kann eine Wiederzulassung beantragen.

Es ist ratsam, sich von einem spezialisierten Anwalt für Berufsrecht vertreten zu lassen.

5. Kann ich nach einer Verurteilung meinen Beruf wieder ausüben?

Das hängt von der Art der Strafe und dem Beruf ab:

  • Bei Beamten ist eine Rückkehr oft ausgeschlossen, wenn sie ihren Status verloren haben.
  • Ärzte oder Anwälte können nach einigen Jahren eine Neuzulassung beantragen.
  • Bei nicht reglementierten Berufen gibt es oft keine langfristige Sperre, aber der Eintrag im Führungszeugnis kann Bewerbungen erschweren.