Betreiben krimineller Handelsplattformen im Internet
n den Tiefen des Internets haben sich kriminelle Handelsplattformen zu einem wachsenden Phänomen entwickelt. Diese digitalen Schattenmärkte bieten eine Plattform für den illegalen Handel mit Waffen, Drogen, gestohlenen Daten sowie anderen verbotenen Gütern und Dienstleistungen. Das Betreiben solcher Handelsplattformen ist nach § 127 Strafgesetzbuch (StGB) strafbar. Welche Voraussetzungen dafür erfüllt sein müssen und welche Strafe droht, lesen Sie im folgenden Beitrag.

Das Internet ist längst nicht mehr nur ein Raum für legale wirtschaftliche Aktivitäten. In den letzten Jahren haben sich sogenannte kriminelle Handelsplattformen etabliert, die als Marktplätze für illegale Waren und Dienstleistungen dienen. Der Gesetzgeber hat auf diese Entwicklung reagiert und mit § 127 StGB einen eigenen Straftatbestand geschaffen. Dieser Artikel beleuchtet die Voraussetzungen, Rechtsfolgen und strafrechtlichen Aspekte des Betreibens solcher Plattformen.
Definition von kriminellen Handelsplattformen
Was ist eine kriminelle Handelsplattform?
Nach § 127 Abs. 2 StGB ist eine Handelsplattform im Internet jede virtuelle Infrastruktur, die es ermöglicht, Waren, Dienstleistungen oder Inhalte anzubieten oder auszutauschen. Entscheidend für die Strafbarkeit ist, dass diese Plattform gezielt auf die Ermöglichung oder Förderung rechtswidriger Taten ausgerichtet ist.
Abgrenzung zu legalen Plattformen
Nicht jede Online-Handelsplattform ist automatisch strafbar. Legale Plattformen wie eBay oder Amazon dienen dem legalen Handel und unterliegen umfangreichen Regulierungen. Eine Plattform wird als kriminell eingestuft, wenn ihr Hauptzweck darin besteht, Straftaten zu ermöglichen oder zu fördern.
Rechtsgrundlage: § 127 StGB
Tatbestandsvoraussetzungen
Damit eine Strafbarkeit nach § 127 StGB vorliegt, müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:
- Tatobjekt: Die Plattform muss eine Handelsplattform im Internet sein.
- Zweck der Plattform: Sie muss objektiv auf die Ermöglichung oder Förderung krimineller Taten ausgerichtet sein.
- Tathandlung: Der Täter muss die Plattform betreiben oder technisch unterhalten.
- Vorsatz: Es muss ein vorsätzliches Handeln des Täters vorliegen.
Schutzrichtung der Norm
§ 127 StGB dient dem Schutz der öffentlichen Sicherheit und Ordnung. Der Straftatbestand soll verhindern, dass kriminelle Marktplätze sich weiter ausbreiten und illegale Geschäfte erleichtern.

Tatbestandsmerkmale des § 127 StGB
Tatobjekt: Handelsplattform im Internet
Eine Handelsplattform nach § 127 StGB ist nicht nur auf klassische Online-Marktplätze beschränkt. Auch Foren, Chatgruppen oder sogenannte Sharing-Plattformen, auf denen illegale Inhalte ausgetauscht werden, können erfasst sein.
Unterschiedliche Ebenen des Internets
Um den Geltungsbereich der Vorschrift zu verstehen, ist es wichtig, die verschiedenen Ebenen des Internets zu betrachten:
- Clear Web: Öffentlich zugängliche Webseiten, die über Suchmaschinen auffindbar sind.
- Deep Web: Nicht indexierte Inhalte, die durch Login-Daten geschützt sind (z. B. private Foren, Cloud-Speicher).
- Darknet: Ein verschlüsselter Bereich des Internets, der spezielle Software (z. B. Tor) erfordert und oft für illegale Aktivitäten genutzt wird.
Zweck der Plattform: Förderung krimineller Aktivitäten
Die Strafbarkeit setzt voraus, dass die Plattform gezielt dazu dient, bestimmte Katalogtaten zu ermöglichen oder zu erleichtern. In § 127 Abs. 1 StGB ist eine Liste dieser Taten enthalten, darunter:
- Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz (Handel mit Drogen)
- Waffenhandel (§ 22 WaffG)
- Geldwäsche (§ 261 StGB)
- Betrug (§ 263 StGB)
- Urkundenfälschung (§ 267 StGB)
Ein Indiz für eine kriminelle Handelsplattform ist beispielsweise die Möglichkeit, Waren ausschließlich über Kryptowährungen anonym zu bezahlen.
Tathandlung: Betreiben der Plattform
Betreiben bedeutet, eine Plattform zu administrieren, zu hosten oder technische Infrastruktur bereitzustellen. Es reicht aus, wenn der Täter aktiv an der Instandhaltung oder Organisation beteiligt ist.
Strafbarkeit und Strafrahmen
Grundtatbestand
Der Grundtatbestand nach § 127 Abs. 1 StGB sieht eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder eine Geldstrafe vor.
Qualifizierte Tatbestände
Unter bestimmten Umständen erhöht sich der Strafrahmen:
- Gewerbsmäßiges Handeln (§ 127 Abs. 3 StGB): Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zehn Jahren
- Bandenmäßige Begehung (§ 127 Abs. 3 StGB): Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zehn Jahren
- Absicht oder Wissen um die Ermöglichung von Verbrechen (§ 127 Abs. 4 StGB): Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren
Versuch
Der Versuch ist strafbar, wenn der Täter bereits Maßnahmen zur Errichtung oder Verwaltung einer solchen Plattform getroffen hat.
Subsidiaritätsklausel
Die Strafbarkeit nach § 127 StGB entfällt, wenn eine schwerere Strafvorschrift (z. B. § 129 StGB – Bildung krimineller Vereinigungen) zur Anwendung kommt.
Ermittlungsmaßnahmen der Strafverfolgungsbehörden
Da es sich um ein Offizialdelikt handelt, ermitteln Staatsanwaltschaft und Polizei von Amts wegen. Die Behörden setzen verschiedene Methoden ein:
- Telekommunikationsüberwachung (z. B. Abhören von verschlüsselter Kommunikation)
- Online-Durchsuchung (Eingriff in Computersysteme zur Beweissicherung)
- Verkehrsdatenanalyse (Identifikation von Nutzern anhand von IP-Adressen)
Verteidigungsstrategien für Beschuldigte
Nachweis fehlender Vorsatzes
Ein zentraler Verteidigungsansatz ist der Nachweis, dass der Betreiber nicht wusste oder nicht hätte wissen können, dass seine Plattform für illegale Zwecke genutzt wurde.
Abgrenzung zur bloßen Infrastruktur-Bereitstellung
Wenn ein Anbieter lediglich eine technische Plattform bereitstellt, ohne deren illegale Nutzung zu fördern, kann dies eine Verteidigungslinie sein.
Kooperationsbereitschaft mit den Behörden
In manchen Fällen kann eine frühzeitige Kooperation mit den Ermittlungsbehörden eine Strafmilderung bewirken.

Aktuelle Fälle und Entwicklungen
Beispiel: Die Zerschlagung von „Crimenetwork“
Eines der bekanntesten Beispiele für eine kriminelle Handelsplattform war „Crimenetwork“. Hier wurden Drogen, gefälschte Dokumente und gehackte Daten verkauft. Die Betreiber wurden zu hohen Haftstrafen verurteilt.
Fazit
Das Betreiben krimineller Handelsplattformen im Internet ist ein ernstes Delikt mit hohen Strafen. Plattformbetreiber müssen sich bewusst sein, dass bereits das Bereitstellen einer Infrastruktur für illegale Aktivitäten strafbar sein kann. Die Ermittlungsbehörden gehen konsequent gegen solche Plattformen vor, insbesondere durch verdeckte Ermittlungen und digitale Überwachung.
FAQs
1. Wann ist eine Handelsplattform strafbar?
Eine Plattform ist strafbar, wenn ihr Hauptzweck darin besteht, Straftaten zu ermöglichen oder zu fördern.
2. Welche Strafen drohen nach § 127 StGB?
Der Strafrahmen reicht von Geldstrafe bis zu zehn Jahren Freiheitsstrafe, je nach Schwere der Tat.
3. Kann ein Administrator einer Plattform belangt werden?
Ja, jeder, der aktiv an der Bereitstellung der Plattform beteiligt ist, kann strafrechtlich verfolgt werden.
4. Wie gehen die Behörden gegen solche Plattformen vor?
Durch verdeckte Ermittlungen, Online-Durchsuchungen und Telekommunikationsüberwachung.
5. Gibt es legale Handelsplattformen im Darknet?
Ja, das Darknet hat auch legale Anwendungen, aber Handelsplattformen mit kriminellem Zweck sind strafbar.