Bewährung

Eine Freiheitsstrafe bedeutet nicht immer Gefängnis – dank der Bewährung kann die Strafe ausgesetzt werden. Doch was genau bedeutet das? Welche Auflagen müssen Sie beachten? Und was passiert, wenn Sie gegen die Bedingungen verstoßen?

Bewährung

Eine Verurteilung zu einer Freiheitsstrafe bedeutet nicht immer, dass die betroffene Person sofort ins Gefängnis muss. In vielen Fällen kann das Gericht die Strafe zur Bewährung aussetzen. Das bedeutet, dass der Verurteilte eine Chance erhält, die Strafe nicht absitzen zu müssen – unter der Voraussetzung, dass er sich während einer festgelegten Zeit gesetzestreu verhält und bestimmte Auflagen erfüllt.

Bewährung ist ein wichtiges Instrument der Strafrechtspflege, weil sie Menschen die Möglichkeit gibt, sich zu rehabilitieren, ohne durch eine Haftstrafe gesellschaftlich und beruflich ausgegrenzt zu werden. Die Idee dahinter ist, dass der bloße Schuldspruch und die damit verbundenen Auflagen bereits eine ausreichende Wirkung haben, um zukünftige Straftaten zu vermeiden.

Für wen kommt Bewährung in Frage?

Nicht jeder Verurteilte erhält automatisch Bewährung. Das Gericht entscheidet im Einzelfall darüber, ob eine Freiheitsstrafe zur Bewährung ausgesetzt werden kann. Wichtige Faktoren sind:

  • Höhe der Freiheitsstrafe:
    • Strafen bis zu einem Jahr: Bewährung ist fast immer möglich, sofern keine schweren Vorstrafen bestehen.
    • Strafen zwischen einem und zwei Jahren: Eine Bewährung ist möglich, wenn besondere Umstände zugunsten des Angeklagten sprechen (z. B. Reue, Schadenswiedergutmachung).
    • Strafen über zwei Jahre: Eine Bewährung ist grundsätzlich nicht möglich.
  • Sozialprognose:
    Das Gericht muss positiv bewerten, dass der Verurteilte in Zukunft keine weiteren Straftaten begeht.
  • Persönliche Umstände:
    Ein stabiles soziales Umfeld, berufliche Perspektiven oder die Übernahme von Verantwortung (z. B. für Kinder) können die Chancen auf Bewährung erhöhen.

Grundlagen der Bewährung

Wann ist Bewährung möglich?

Die rechtliche Grundlage für die Bewährung ist in §§ 56–58 StGB geregelt. Eine Strafe kann zur Bewährung ausgesetzt werden, wenn das Gericht eine günstige Sozialprognose stellt. Das bedeutet:

  • Der Täter muss bereit sein, sein Verhalten zu ändern.
  • Es dürfen keine erheblichen Vorstrafen bestehen.
  • Die Verurteilung soll eine abschreckende Wirkung haben, sodass eine Haftstrafe nicht notwendig ist.
Bewährung

Freiheitsstrafe auf Bewährung: Voraussetzungen und rechtliche Grundlage

Ein Richter muss vor der Entscheidung über eine Bewährung prüfen, ob die folgenden Kriterien erfüllt sind:

  • Maximale Strafhöhe: Bewährung ist nur bei Freiheitsstrafen bis zu zwei Jahren möglich.
  • Erste oder wiederholte Verurteilung: Ersttäter haben bessere Chancen, eine Bewährungsstrafe zu erhalten. Wiederholungstäter müssen besondere Umstände nachweisen.
  • Besondere Umstände: Faktoren wie Reue, Geständnis oder der Versuch der Wiedergutmachung können positiv berücksichtigt werden.
  • Bewährungszeit: Die Bewährungszeit kann zwei bis fünf Jahre betragen, je nach Einzelfall.

Wie lange dauert eine Bewährungszeit?

Die Dauer der Bewährungszeit wird vom Gericht individuell festgelegt. Sie beträgt mindestens zwei Jahre und höchstens fünf Jahre. Während dieser Zeit darf sich der Verurteilte keine weiteren Straftaten zuschulden kommen lassen und muss sich an festgelegte Auflagen halten.

Bei besonders positivem Verhalten kann die Bewährungszeit vorzeitig beendet werden, wenn das Gericht eine vorzeitige Entlassung für gerechtfertigt hält.

Regeln und Auflagen während der Bewährung

Welche Auflagen gibt es?

Während der Bewährungszeit kann das Gericht verschiedene Auflagen festlegen, um sicherzustellen, dass der Verurteilte keine weiteren Straftaten begeht. Dazu gehören:

  • Meldepflichten: Regelmäßige Berichte beim Bewährungshelfer.
  • Therapien: Teilnahme an Sucht- oder Aggressionsbewältigungsprogrammen.
  • Arbeitsauflagen: Aufnahme oder Fortführung einer geregelten Arbeit.
  • Schadenswiedergutmachung: Entschädigungszahlungen an das Opfer.
  • Kontaktverbote: Verbot des Umgangs mit bestimmten Personen oder Gruppen.
  • Wohnsitzauflagen: Verpflichtung, an einem festen Wohnort zu bleiben.

Was darf man auf Bewährung nicht tun?

Während der Bewährungszeit gibt es klare Regeln und Verbote:

  • Keine neuen Straftaten – ein erneutes Vergehen kann zum Bewährungswiderruf führen.
  • Einhaltung der Auflagen – wer sich nicht an die gerichtlichen Anweisungen hält, riskiert Probleme.
  • Kein Drogen- oder Alkoholkonsum, falls als Auflage festgelegt – insbesondere bei Suchtvergangenheit kann dies eine Bedingung sein.
  • Keine Kontaktaufnahme zu bestimmten Personen – z. B. zu Opfern oder kriminellen Gruppen.

Darf man auf Bewährung das Land verlassen?

Das Verlassen des Landes ist während der Bewährungszeit nicht grundsätzlich verboten, aber es kann eingeschränkt oder genehmigungspflichtig sein. Wer ohne Erlaubnis ins Ausland reist, riskiert einen Verstoß gegen die Bewährungsauflagen.

Bewährungswiderruf: Risiken und Konsequenzen

Bewährung widerrufen: Gründe und Ablauf

Das Gericht kann die Bewährung widerrufen, wenn:

  • Der Verurteilte eine neue Straftat begeht.
  • Gegen Auflagen oder Weisungen verstoßen wird.
  • Der Kontakt zum Bewährungshelfer abgebrochen wird.

Nach einem Widerruf muss die Strafe im Gefängnis verbüßt werden.

Wie lange kann Bewährung widerrufen werden?

Ein Widerruf ist während der gesamten Bewährungszeit möglich. Selbst nach Ablauf kann das Gericht in manchen Fällen die Freiheitsstrafe nachträglich verhängen, wenn während der Bewährung Verstöße festgestellt werden.

Welche Folgen hat ein Bewährungswiderruf?

Der Widerruf bedeutet:

  • Die ursprünglich ausgesetzte Strafe wird vollstreckt.
  • Eine erneute Bewährung ist kaum noch möglich.
  • Der soziale und berufliche Schaden ist erheblich.
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Sonstige wichtige Fragen zur Bewährung

Wie oft kann man Bewährung bekommen?

Es gibt keine gesetzliche Begrenzung, wie oft eine Bewährung gewährt werden kann. Allerdings werden Wiederholungstäter strenger bewertet.

Steht Bewährung im Führungszeugnis?

Ja, aber abhängig von der Höhe der Strafe:

  • Strafen unter drei Monaten erscheinen nicht im einfachen Führungszeugnis.
  • Strafen über drei Monate sind sichtbar.
  • Das erweiterte Führungszeugnis enthält alle Strafen.

Fazit: Chancen und Risiken der Bewährung

Eine Bewährung kann für viele Angeklagte eine große Chance sein, eine Haftstrafe zu vermeiden. Wer sich jedoch nicht an die Regeln hält oder erneut straffällig wird, muss mit erheblichen Konsequenzen rechnen.

Häufig gestellte Fragen (FAQs)

1. Kann man eine Bewährungsstrafe verkürzen lassen?
Ja, bei guter Führung kann das Gericht die Bewährungszeit vorzeitig beenden.

2. Was passiert, wenn man gegen Bewährungsauflagen verstößt?
Kleinere Verstöße können mit Ermahnungen geahndet werden. Schwere Verstöße führen zum Bewährungswiderruf.

3. Ist ein Bewährungshelfer immer erforderlich?
Nein, ein Bewährungshelfer wird nur in bestimmten Fällen zugewiesen.

4. Kann man während der Bewährung erneut straffällig werden?
Ja, aber das Risiko eines Bewährungswiderrufs ist dann hoch.

5. Was passiert nach Ablauf der Bewährungszeit?
Die Strafe gilt als erlassen, und es erfolgt keine Inhaftierung.