Prostitution

Prostitution ist als solche in Deutschland legal. Nichtsdestotrotz gibt es einige Straftaten, die in Zusammenhang zur Prostitution stehen. Der folgende Beitrag gibt einen Überblick über die aktuelle Rechtslage und informiert Sie, welche Handlungen oder Situationen hinsichtlich Prostitution strafbar sind.

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Bekannt aus

Tommy Kujus
Strafverteidiger

Aktualisiert am 10.12.2024

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Prostitution ist eines der ältesten Gewerbe der Welt und polarisiert die Gesellschaft nach wie vor. Sie wird von vielen als ein Beruf wie jeder andere angesehen, während andere sie als unmoralisch oder ausbeuterisch bewerten. In Deutschland ist Prostitution legal, aber streng geregelt. Dieser Artikel gibt einen umfassenden Überblick über die rechtliche Lage, die gesellschaftlichen Debatten und die Herausforderungen, mit denen Prostituierte in Deutschland konfrontiert sind.


Was ist Prostitution?

Definition und rechtliche Abgrenzung

Prostitution wird rechtlich definiert als die „wiederholte und gewerbsmäßige Vornahme sexueller Handlungen gegen Entgelt“. Der Bundesgerichtshof (BGH) beschreibt sie als „auf gewisse Dauer angelegte entgeltliche Vornahme sexueller Handlungen mit wechselnden Partnern“ (BGH NStZ 2000, 86). Entscheidend ist der Fokus auf die Dienstleistung und nicht auf eine persönliche Bindung zu den Freiern.

Grenzen zur Prostitution

Nicht als Prostitution gelten:

  • Liebes- oder Affärenbeziehungen, selbst wenn finanzielle Zuwendungen Teil der Beziehung sind.
  • Darstellende Tätigkeiten wie Striptease oder erotische Shows, solange kein direkter sexueller Kontakt stattfindet.
  • Einmalige sexuelle Kontakte gegen eine Gegenleistung.

Prostitution als Beruf

Der Begriff „Sex-Arbeit“ hat sich als neutralere Bezeichnung für Prostitution etabliert. Er soll darauf hinweisen, dass es sich um eine Dienstleistung handelt, die Rechte und Pflichten mit sich bringt. Die Anerkennung als Beruf wurde durch das Prostitutionsgesetz gestärkt, das Prostituierten ermöglicht, sozialversichert zu arbeiten.


Die rechtliche Lage in Deutschland

Ist Prostitution legal?

Prostitution ist in Deutschland seit 2002 nicht mehr als sittenwidrig eingestuft und damit legal. Das Prostitutionsgesetz (ProstG) regelt die Rahmenbedingungen, während das Prostituiertenschutzgesetz (ProstSchG) seit 2017 detaillierte Pflichten einführt, wie etwa die Anmeldung und Gesundheitsberatung.

Regelungen für Prostituierte

Prostituierte müssen sich bei den zuständigen Behörden anmelden und eine Bescheinigung mit sich führen. Neben der Meldepflicht ist auch eine regelmäßige Gesundheitsberatung Pflicht. Diese soll den Schutz der Prostituierten stärken und die gesundheitliche Aufklärung fördern.

Strafrechtliche Vorschriften

Obwohl Prostitution an sich legal ist, gibt es strafrechtliche Einschränkungen:

  • §180a StGB: Ausbeutung von Prostituierten.
  • §181a StGB: Zuhälterei.
  • §184f StGB: Verbotene Prostitution, etwa in Sperrbezirken.
  • §184g StGB: Jugendgefährdende Prostitution.


Private und Online-Prostitution

Private Prostitution

Auch private Prostitution, etwa das Arbeiten in der eigenen Wohnung oder als unabhängige Escort-Dienstleisterin, ist erlaubt. Entscheidend ist, dass alle gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden. Die Tätigkeit darf nicht in einem Sperrbezirk ausgeübt werden, und es müssen Steuern gezahlt werden.

Online-Prostitution

Mit der Digitalisierung hat sich auch die Prostitution verändert. Viele Prostituierte bieten Dienstleistungen online an, etwa über Plattformen oder durch Cam-Shows. Solange diese Tätigkeiten nicht aus einem Sperrbezirk heraus erfolgen, sind sie legal.


Machen sich Freier strafbar?

Rechtslage für Freier

Die Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen ist für Freier grundsätzlich legal. Ausnahmen bestehen jedoch, wenn der Freier die Zwangslage oder Hilflosigkeit einer Prostituierten ausnutzt, wie etwa bei Zwangsprostitution (§232a StGB).

Strafbare Handlungen gegen Prostituierte

Freier können sich strafbar machen durch:

  • Betrug: Das Nichtzahlen des vereinbarten Lohns.
  • Körperverletzung: Physische oder psychische Übergriffe.
  • Sexuelle Nötigung: Erzwingen von Handlungen, die über die vereinbarte Dienstleistung hinausgehen.

Steuerliche und gewerbliche Pflichten

Anmeldung und Gewerbepflichten

Prostituierte müssen sich offiziell anmelden. Die Anmeldung beim Gewerbeamt ist Pflicht, sobald die Tätigkeit regelmäßig ausgeübt wird. Diese Regelung sorgt dafür, dass Prostituierte ihre Tätigkeit offiziell ausüben können, ähnlich wie andere Selbstständige.

Steuerpflichten

Prostituierte sind einkommensteuer- und umsatzsteuerpflichtig. Viele arbeiten mit Steuerberatern zusammen, um ihre Abgaben korrekt zu berechnen. Steuerhinterziehung kann zu hohen Strafen führen, weshalb die Einhaltung steuerlicher Pflichten besonders wichtig ist.


Gesellschaftliche und moralische Aspekte

Stigmatisierung von Prostituierten

Trotz der Legalität bleibt Prostitution ein stark stigmatisiertes Gewerbe. Vorurteile gegenüber Prostituierten führen oft zu sozialer Ausgrenzung, was den Zugang zu Wohnraum oder Bankdienstleistungen erschweren kann.

Ansätze zur Entstigmatisierung

Bildung und Aufklärung können dazu beitragen, das Stigma abzubauen. Kampagnen, die Prostitution als Berufsfeld anerkennen, und die Förderung der Rechte von Prostituierten sind wichtige Schritte in diese Richtung.


Zukunft der Prostitution in Deutschland

Reformdebatten

Die Diskussion über Freierbestrafung und strengere Regulierungen bleibt in Deutschland aktuell. Während Befürworter solcher Reformen den Schutz der Prostituierten betonen, warnen Gegner vor einer Verlagerung der Prostitution in die Illegalität.

Internationale Modelle

Andere Länder verfolgen unterschiedliche Ansätze. Schweden bestraft Freier, während Prostituierte straffrei bleiben (das „Nordische Modell“). Die Niederlande hingegen haben einen liberalen Ansatz, bei dem Bordelle offiziell lizenziert werden.


Fazit

Prostitution in Deutschland ist ein legaler, jedoch umfassend regulierter Beruf. Die rechtlichen Regelungen sollen sowohl den Schutz der Prostituierten als auch die öffentliche Ordnung gewährleisten. Dennoch bleibt das Thema gesellschaftlich umstritten. Mit weiteren Reformen und einem verstärkten Fokus auf die Rechte von Prostituierten könnte ein nachhaltiger und sicherer Rahmen geschaffen werden.


FAQs

Was ist Prostitution laut deutschem Recht?
Prostitution ist die regelmäßige Erbringung sexueller Dienstleistungen gegen Entgelt. Darunter fallen auch virtuelle Angebote wie Cam-Shows.

Ist private Prostitution erlaubt?
Ja, private Prostitution ist legal, sofern die gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden.

Welche Pflichten haben Prostituierte?
Prostituierte müssen sich anmelden, regelmäßig Gesundheitsberatungen wahrnehmen und ihre Einkünfte versteuern.

Welche Formen von Prostitution sind strafbar?
Die Ausübung in Sperrbezirken sowie jugendgefährdende und durch Zwang ausgeübte Prostitution sind strafbar.

Welche Zukunft hat Prostitution in Deutschland?
Die Debatte über strengere Regelungen und alternative Modelle, wie das „Nordische Modell“, wird die Zukunft des Gewerbes prägen.

 

Über den Autor
Tommy Kujus ist Rechtsanwalt und Fachanwalt für Strafrecht. Er ist Inhaber der Leipziger Kanzlei KUJUS Strafverteidigung, und bundesweit als Strafverteidiger tätig.

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