Beleidigung

Vom Kindergartenkind bis zum Senior – wohl ein jeder hat bereits Beleidigungen ausgesprochen. Diese können unter Umständen den Strafbestand gem. § 185 Strafgesetzbuch (StGB) erfüllen. Der folgende Beitrag zeigt Ihnen anhand von Beispielen, welche Äußerungen strafbar und welche straffrei sind, geht der sog. Beamtenbeleidigung auf den Grund und informiert Sie über die möglichen Strafen.

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Bekannt aus

Tommy Kujus
Strafverteidiger

Aktualisiert am 20.01.2025

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Beleidigungen sind ein weit verbreitetes Phänomen, das oft als bloße verbale Entgleisung abgetan wird. Doch im Strafrecht ist die Beleidigung gemäß § 185 StGB ein ernstzunehmender Tatbestand, der klare rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen kann. Von der klassischen verbalen Beleidigung bis hin zu ehrverletzenden Gesten oder schriftlichen Diffamierungen – dieser Artikel kombiniert fundierte Informationen mit zahlreichen Beispielen, um das Thema anschaulich zu machen.


Was ist eine Beleidigung?

Eine Beleidigung ist die vorsätzliche Kundgabe der Missachtung oder Nichtachtung gegenüber einer Person. Sie kann verbal, gestisch, schriftlich oder durch Handlungen erfolgen. Dabei kommt es nicht darauf an, ob der Betroffene die Äußerung als beleidigend empfindet, sondern ob ein unbeteiligter Dritter sie objektiv als ehrverletzend ansieht.

Kernpunkte der Definition:

  • Die Äußerung muss ehrverletzend sein.
  • Der Vorsatz des Täters ist erforderlich (Eventualvorsatz reicht aus).
  • Beleidigungsfähig ist eine konkrete Person oder eine abgrenzbare Gruppe.

Beispiele für Beleidigungen

  • Verbal: „Du bist ein Trottel.“
  • Gestisch: Zeigen des Mittelfingers.
  • Schriftlich: „Du bist der unfähigste Mitarbeiter in diesem Unternehmen.“

Rechtliche Grundlagen

Voraussetzungen der Strafbarkeit

  1. Beleidigungsfähiger Adressat
    Die Beleidigung muss sich gegen eine natürliche Person oder eine klar abgrenzbare Gruppe richten. Aussagen wie „Die Politiker sind alle korrupt“ sind in der Regel nicht strafbar, da sie keinen konkreten Adressaten haben.
  2. Tathandlung: Beleidigung
    Eine Beleidigung kann auf verschiedene Weise erfolgen:
  • Unwahre Tatsachenbehauptungen: Aussagen, die nachweislich falsch sind und ehrverletzend wirken (z. B. „Er hat gestohlen“, obwohl das nicht stimmt).
  • Herabwürdigende Werturteile: Subjektive Aussagen wie „Du bist dumm wie ein Stein.“
  1. Vorsatz
    Der Täter muss die ehrverletzende Wirkung seiner Handlung zumindest billigend in Kauf nehmen. Fahrlässige oder versehentliche Äußerungen sind nicht strafbar.
  2. Strafantrag erforderlich
    Beleidigungen sind Antragsdelikte. Das bedeutet, dass eine Strafverfolgung nur erfolgt, wenn der Geschädigte innerhalb von drei Monaten einen Strafantrag stellt.


Formen der Beleidigung

1. Verbalbeleidigung

Die häufigste Form der Beleidigung ist die verbale. Sie umfasst ehrverletzende Äußerungen, die direkt oder indirekt an den Adressaten gerichtet sind.

Beispiele:

  • Direkt: „Du bist ein fauler Hund.“
  • Indirekt: „Ich habe selten jemanden gesehen, der so unfähig ist wie er.“

Verbalbeleidigungen kommen häufig in emotionalen Konfliktsituationen vor, etwa in Streitgesprächen, am Arbeitsplatz oder im Straßenverkehr.


2. Gestische Beleidigung

Gesten können genauso beleidigend sein wie Worte. Sie drücken eine klare Missachtung aus und werden oft im Straßenverkehr oder bei Konflikten eingesetzt.

Beispiele:

  • Zeigen des Mittelfingers.
  • Tippen an die Stirn („Du spinnst“).
  • „Scheibenwischer“-Geste (Handbewegung vor dem Gesicht).

3. Schriftliche Beleidigung

Schriftliche Beleidigungen sind besonders häufig im digitalen Raum, etwa in sozialen Medien oder über Messenger-Dienste. Da sie dokumentiert werden können, sind sie oft leichter nachweisbar als verbale Beleidigungen.

Beispiele:

  • WhatsApp: „Du bist der faulste Mensch, den ich kenne.“
  • Facebook-Kommentar: „Mit so wenig Hirn wie du sollte man keine Meinung äußern.“
  • E-Mail: „Halt dich aus allem raus, du inkompetenter Versager.“

4. Tätliche Beleidigung

Eine tätliche Beleidigung liegt vor, wenn die Missachtung durch eine körperliche Handlung zum Ausdruck gebracht wird. Diese Form der Beleidigung wird oft besonders streng geahndet, da sie die körperliche Integrität des Opfers berührt.

Beispiele:

  • Anspucken.
  • Ohrfeige aus Missachtung.
  • Abfälliges Berühren, etwa am Po oder an der Brust.

5. Beleidigung im Internet

Mit der Zunahme von sozialen Medien ist die Zahl der Online-Beleidigungen stark gestiegen. Täter glauben oft, anonym agieren zu können, was jedoch ein Irrglaube ist.

Plattformen und typische Fälle:

  • Twitter: „Der Typ ist ein Idiot und hat keine Ahnung von seinem Job.“
  • Instagram: „Mit deinem Aussehen solltest du keine Fotos hochladen.“
  • Ebay-Kleinanzeigen: „Bist du zu blöd, um den Preis zu verstehen?“

Beweisführung:

Screenshots, Chatverläufe oder IP-Adressen können als Beweismittel dienen.


6. Diskriminierende Beleidigungen

Beleidigungen, die sich auf die Herkunft, Religion, Geschlecht oder sexuelle Orientierung beziehen, gelten als besonders schwerwiegend.

Beispiele:

  • „Du bist doch nur hier, weil du eine Frauenquote erfüllst.“
  • „Schwuchtel“ oder „Quotentürke“.
  • „Geh zurück in dein Land.“

In besonders schweren Fällen können solche Äußerungen den Straftatbestand der Volksverhetzung (§ 130 StGB) erfüllen.


7. Beleidigung im Straßenverkehr

Im Straßenverkehr eskalieren Konflikte häufig, und Beleidigungen sind an der Tagesordnung. Diese können verbal, gestisch oder kombiniert erfolgen.

Beispiele:

  • „Du Vollidiot, lern erst mal Auto fahren!“
  • Zeigen des Mittelfingers aus dem Auto heraus.
  • Anschreien kombiniert mit der „Scheibenwischer“-Geste.


8. Beleidigung auf sexueller Grundlage

Sexuelle Beleidigungen sind besonders sensibel, da sie oft tiefgreifende psychologische Folgen für die Betroffenen haben.

Beispiele:

  • „Wie viel nimmst du pro Nacht?“
  • Anzügliche Bemerkungen über das Aussehen oder die Kleidung.
  • Herabwürdigendes Begrapschen, das oft mit sexueller Belästigung verbunden ist.

Strafrechtliche Konsequenzen

1. Geldstrafe

Die Höhe der Geldstrafe wird in Tagessätzen bemessen, die sich nach dem Nettoeinkommen des Täters richten.

Beispiele:

  • 30 Tagessätze à 50 € für das Zeigen des Mittelfingers.
  • 40 Tagessätze à 80 € für schriftliche Beleidigungen gegenüber einem Nachbarn.

2. Freiheitsstrafe

In schweren Fällen oder bei Wiederholungstätern drohen Freiheitsstrafen von bis zu einem Jahr, bei tätlichen Beleidigungen bis zu zwei Jahren.


Verteidigungsstrategien

Meinungsfreiheit

Nach Art. 5 GG schützt die Meinungsfreiheit auch provokante oder polemische Äußerungen. Sie endet jedoch dort, wo die Menschenwürde oder Ehre eines anderen verletzt wird.

Wahrnehmung berechtigter Interessen

Beleidigungen können gerechtfertigt sein, wenn sie im Rahmen berechtigter Interessen erfolgen, etwa in einem Gerichtsprozess oder bei scharfer Kritik.

Schadenswiedergutmachung

Ein frühzeitiges Eingeständnis und eine Entschuldigung können die Strafe mildern.


Fazit

Beleidigungen können in unterschiedlichsten Formen auftreten und haben oft weitreichendere Konsequenzen, als vielen bewusst ist. Ob verbal, gestisch oder schriftlich – jede ehrverletzende Handlung kann strafrechtlich verfolgt werden. Ein respektvoller Umgang und das Bewusstsein für die rechtlichen Folgen sind entscheidend, um Konflikte zu vermeiden.


Häufig gestellte Fragen (FAQs)

1. Ist eine Beleidigung per WhatsApp strafbar?
Ja, Beleidigungen per WhatsApp sind genauso strafbar wie solche im direkten Gespräch. Screenshots können als Beweismittel dienen.

2. Wie hoch ist die Strafe für eine Beleidigung im Straßenverkehr?
Die Strafe hängt von der Schwere der Beleidigung und den Umständen ab. Typischerweise wird eine Geldstrafe verhängt, in schweren Fällen kann ein Fahrverbot hinzukommen.

3. Kann ich eine Beleidigung anonym anzeigen?
Ja, eine anonyme Anzeige ist möglich, jedoch muss die Polizei die Identität des Anzeigeerstatters kennen, um die Aussage als Beweismittel zu verwenden.

4. Welche Rolle spielt die Meinungsfreiheit bei Beleidigungen?
Die Meinungsfreiheit schützt viele Äußerungen, doch sie endet dort, wo die Menschenwürde verletzt oder eine Formalbeleidigung begangen wird.

5. Was passiert, wenn ich einen Strafantrag zurücknehme?
Wird ein Strafantrag zurückgenommen, muss das Verfahren eingestellt werden, es sei denn, es besteht ein besonderes öffentliches Interesse.

Über den Autor
Tommy Kujus ist Rechtsanwalt und Fachanwalt für Strafrecht. Er ist Inhaber der Leipziger Kanzlei KUJUS Strafverteidigung, und bundesweit als Strafverteidiger tätig.

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