Geldstrafe

Die meist verhängte Strafe durch Gerichte ist die Geldstrafe. Doch bei welchen Straftaten kommt eine Geldstrafe überhaupt in Betracht? Wie werden die Tagessätze berechnet? Und welche Folgen können durch eine Nichtzahlung eintreten? Die Antworten auf diese Fragen finden Sie in diesem Beitrag. Die relevanten Normen sind im Strafgesetzbuch (StGB) und im Bundeszentralregistergesetz (BZRG) zu finden.

Geldstrafe

Die Geldstrafe zählt zu den häufigsten strafrechtlichen Sanktionen in Deutschland. Sie wird entweder durch ein gerichtliches Urteil oder im Wege eines Strafbefehls verhängt und verpflichtet den Verurteilten, einen bestimmten Geldbetrag an die Staatskasse zu zahlen. Im Gegensatz zur Freiheitsstrafe wird der Täter nicht in seiner persönlichen Freiheit, sondern in seinem wirtschaftlichen Handlungsspielraum eingeschränkt.

Ziel dieser Sanktion ist es, den Täter zu bestrafen und ihm durch den finanziellen Einschnitt sein Fehlverhalten vor Augen zu führen. Die Geldstrafe wirkt dabei sowohl repressiv als auch präventiv: Sie soll eine Einsicht fördern und zukünftige Straftaten verhindern.

Rechtsgrundlage für die Verhängung der Geldstrafe sind die §§ 40 bis 43 Strafgesetzbuch (StGB). Sie ist grundsätzlich nur bei sogenannten Vergehen zulässig – also bei Straftaten, die im Mindestmaß mit Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe unter einem Jahr bedroht sind (§ 12 Abs. 2 StGB).

Wann wird eine Geldstrafe verhängt?

Die Geldstrafe ist eine Alternative zur Freiheitsstrafe und kommt insbesondere bei leichteren Straftaten zur Anwendung. Voraussetzung ist, dass der jeweilige Straftatbestand eine Geldstrafe vorsieht. Dies ist bei einer Vielzahl von Vergehen der Fall.

Eine Geldstrafe kann entweder im Rahmen eines regulären Strafverfahrens nach einer öffentlichen Hauptverhandlung durch Urteil oder im Wege des Strafbefehlsverfahrens verhängt werden. Letzteres ist ein schriftliches Schnellverfahren, das ohne mündliche Verhandlung auskommt, sofern kein Einspruch eingelegt wird.

Bei welchen Straftaten droht eine Geldstrafe?

Typische Delikte, bei denen eine Geldstrafe verhängt werden kann, sind u.a.:

Diese Aufzählung ist nicht abschließend. Der Gesetzgeber sieht für eine Vielzahl weiterer Vergehen die Möglichkeit der Verhängung einer Geldstrafe vor.

Wie funktioniert das Tagessatzsystem?

Das Herzstück der Geldstrafe ist das Tagessatzsystem. Dieses besteht aus zwei Variablen: der Anzahl der Tagessätze und der Höhe eines einzelnen Tagessatzes.

Anzahl der Tagessätze

Die Anzahl richtet sich nach der Schuld des Täters und liegt zwischen 5 und 360 Tagessätzen (§ 40 Abs. 1 StGB). In Fällen der Gesamtstrafenbildung kann die Anzahl bis zu 720 betragen.

Das Gericht beurteilt die Schwere der Tat unter Berücksichtigung der Strafzumessungskriterien nach § 46 StGB, etwa:

  • Beweggründe und Ziele des Täters

  • Ausmaß der Pflichtverletzung

  • Folgen der Tat

  • Verhalten vor und nach der Tat

  • Vorstrafen und Sozialprognose

Geldstrafe

Höhe eines Tagessatzes

Die Höhe des Tagessatzes richtet sich nach dem täglichen Nettoeinkommen des Täters. Es gilt:

Monatliches Nettoeinkommen geteilt durch 30 = Tagessatzhöhe

Weitere wirtschaftliche Aspekte – wie Unterhaltsverpflichtungen oder außergewöhnliche Belastungen – werden ebenfalls berücksichtigt (§ 40 Abs. 2 StGB).

Beispiel: Ein Täter mit 1.200 € Nettoeinkommen monatlich hätte einen Tagessatz von 40 €. Bei 30 Tagessätzen ergibt sich eine Geldstrafe von 1.200 €.

Formel zur Berechnung der Geldstrafe

Geldstrafe = Anzahl der Tagessätze × Höhe des Tagessatzes

Dabei muss jede Komponente individuell geprüft und angepasst werden, um eine faire und verhältnismäßige Sanktion zu erzielen.

Möglichkeiten der Zahlungserleichterung

Nicht jeder ist finanziell in der Lage, eine Geldstrafe sofort zu begleichen. Das Gesetz sieht hierfür nach § 42 StGB Erleichterungen vor:

  • Ratenzahlung: Zahlung in Teilbeträgen über einen längeren Zeitraum

  • Stundung: Aufschub der Zahlungsfrist für einen bestimmten Zeitraum

Beide Varianten müssen bei der Staatsanwaltschaft beantragt und begründet werden. Unterstützung durch einen Anwalt erhöht die Erfolgsaussichten.

Was passiert bei Nichtzahlung?

Wenn die Geldstrafe nicht gezahlt wird und keine Erleichterungen gewährt wurden, folgen ernste Konsequenzen:

Ersatzfreiheitsstrafe

Gemäß § 43 StGB wird die Geldstrafe durch eine Freiheitsstrafe ersetzt – ein Tag Freiheitsstrafe entspricht aktuell zwei Tagessätzen (Stand: 2024). Die Haft kann jederzeit durch Zahlung des offenen Betrags abgewendet werden.

Vollstreckungsverfahren

  • Zunächst erfolgt die Mahnung durch die Staatsanwaltschaft („Blauer Brief“)

  • Danach folgt ggf. der Haftbefehl („Roter Brief“)

  • Alternativ: Pfändung, Kontoabbuchung, Lohnabschöpfung

Gemeinnützige Arbeit

Bei wirtschaftlicher Unzumutbarkeit kann die Geldstrafe durch gemeinnützige Arbeit abgegolten werden. Die Staatsanwaltschaft legt Einsatzort und Umfang fest. Durchschnittlich gilt: 1 Tagessatz = 6 Stunden Arbeit.

Geldstrafe und Führungszeugnis

Eine Geldstrafe erscheint im Führungszeugnis, wenn:

  • Sie mehr als 90 Tagessätze beträgt (§ 32 Abs. 2 Nr. 5a BZRG)

  • Oder eine besondere Ausnahme vorliegt (z. B. Sexualdelikte)

Bis zu 90 Tagessätzen gilt man in der Regel nicht als vorbestraft – allerdings bleibt die Verurteilung dennoch im Bundeszentralregister gespeichert und kann bei Behördenanfragen oder Einbürgerungsverfahren relevant werden.

Besonderheiten im Jugendstrafrecht

Jugendliche und Heranwachsende (14–21 Jahre) werden nach dem Jugendgerichtsgesetz (JGG) behandelt. Hier tritt die klassische Geldstrafe in den Hintergrund. Stattdessen kommen andere Reaktionen zum Einsatz:

  • Zahlung eines Geldbetrags an gemeinnützige Stellen (§ 15 JGG)

  • Auflagen oder Weisungen

  • Ableistung von Sozialstunden

Ziel ist nicht Bestrafung, sondern Erziehung. Nur in Ausnahmefällen wird eine echte Geldstrafe gegen Jugendliche verhängt.

Rechtsmittel gegen die Geldstrafe

Betroffene können gegen einen Strafbefehl Einspruch einlegen (§ 410 StPO) – das Verfahren geht dann in die Hauptverhandlung über. Gegen ein Urteil sind Berufung oder Revision möglich.

Ein erfahrener Strafverteidiger kann hier prüfen, ob etwa:

  • Die Anzahl der Tagessätze unangemessen hoch ist

  • Die wirtschaftliche Lage nicht korrekt berücksichtigt wurde

  • Ein sachlicher oder rechtlicher Fehler vorliegt

Unterschied: Geldstrafe vs. Geldbuße

Geldstrafe:

  • Verhängt bei Straftaten

  • Führt ggf. zu Vorstrafeneintrag

  • Rechtsgrundlage: §§ 40 ff. StGB

Geldbuße:

  • Verhängt bei Ordnungswidrigkeiten (z. B. Verkehrsverstößen)

  • Keine Vorstrafe

  • Rechtsgrundlage: § 17 OWiG

Beide Maßnahmen verfolgen unterschiedliche Zwecke und haben unterschiedliche Konsequenzen.

Geldstrafe

Relevanz im Ausländerrecht

Für ausländische Staatsangehörige kann eine Geldstrafe weitreichende Folgen haben:

  • Aufenthaltsrecht: Geldstrafen über 90 Tagessätze können zur Versagung der Aufenthaltserlaubnis führen

  • Einbürgerung: Kann bei hohen Strafen abgelehnt werden

  • Abschiebung: In Extremfällen als Folge schwerwiegender oder wiederholter Delikte

Rechtliche Beratung ist in solchen Fällen unerlässlich.

Rolle des Strafverteidigers

Ein spezialisierter Strafverteidiger kann im gesamten Verfahren entscheidende Vorteile bringen:

  • Prüfung der Rechtmäßigkeit der Anklage

  • Vermeidung oder Reduzierung der Geldstrafe

  • Schutz vor Eintrag ins Führungszeugnis

  • Verhandlung von Ratenzahlungen oder Sozialstunden

  • Rechtsmittel gegen Strafbefehle und Urteile

Fazit

Die Geldstrafe ist ein zentrales Element des deutschen Strafrechts – flexibel, effektiv und sozial gerecht durch das Tagessatzsystem. Sie trifft Täter dort, wo es oft besonders weh tut: am Geldbeutel. Gleichzeitig schützt sie vor unnötiger Inhaftierung bei leichteren Vergehen.

Doch eine Geldstrafe ist mehr als nur eine finanzielle Belastung. Sie kann weitreichende Folgen für Beruf, Führungszeugnis, Aufenthaltsstatus und Kreditwürdigkeit haben. Wer betroffen ist, sollte sich rechtzeitig und kompetent beraten lassen – denn jede Strafe hat Spielräume, und jeder Fall verdient eine sorgfältige Verteidigung.


FAQs zur Geldstrafe

Wie wird ein Tagessatz berechnet?
Ein Tagessatz entspricht einem Dreißigstel des monatlichen Nettoeinkommens. Auch Sozialleistungen, Mieteinnahmen und Unterhaltspflichten werden berücksichtigt.

Wann gilt man wegen einer Geldstrafe als vorbestraft?
Wenn die Geldstrafe mehr als 90 Tagessätze beträgt oder bei besonderen Ausnahmen (z. B. Sexualdelikten), erfolgt ein Eintrag ins Führungszeugnis.

Was passiert, wenn ich die Geldstrafe nicht bezahlen kann?
Dann droht entweder eine Ersatzfreiheitsstrafe oder die Möglichkeit zur Ableistung von Sozialstunden. Auch Ratenzahlungen sind möglich.

Kann ein Dritter meine Geldstrafe bezahlen?
Ja, aber Vorsicht: In bestimmten Konstellationen kann dies als versuchte Strafvereitelung gewertet werden. Eine rechtliche Prüfung ist ratsam.

Kann ich ein Fahrverbot durch eine Geldstrafe ersetzen?
Unter Umständen ist dies möglich – insbesondere bei beruflicher Abhängigkeit vom Fahrzeug. Der Strafverteidiger kann dies beim Gericht beantragen.