Cryto-Crime

Der Stand der Technik und die stetigen Änderungen und Verbesserungen des Internets führen zu mehr Potenzial im strafrechtlichen Bereich. Die Welt der Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum hat zweifellos das Potenzial, das traditionelle Finanzwesen zu revolutionieren. Doch die Anonymität und die dezentrale Natur von Kryptowährungen kann für die Begehung von Straftaten ausgenutzt werden.

Autor

Tommy Kujus

Aktualisiert

Themen auf dieser Seite

    Das sagt das Gesetz:

Was ist „Crypto-Crime“? 

Crypto-Crime bezeichnet kriminelle Aktivitäten, die unter Verwendung von Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum und anderen digitalen Währungen begangen werden. Diese Form der Kriminalität nutzt die Anonymität, Dezentralisierung und den fehlenden Regulierungsrahmen von Kryptowährungen aus, um betrügerische oder illegale Aktivitäten durchzuführen. 

Welche Straftaten sind typisch? 

Es kommen alle Straftaten mit Bezug zu Kryptowährungen in Betracht. Hierunter können insbesondere fallen: 

  • Diebstahl, § 242 StGB 
  • Erpressung, § 253 StGB 
  • Geldwäsche, § 261 StGB 
  • Betrug, § 263 StGB 

Cryto-Crime

Was sind typische Beispiele? 

Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten Straftaten mit Bezug zu Kryptowährungen zu begehen. Hier sind einige davon: 

  • Diebstahl: Kryptowährungen werden gestohlen – entweder durch Hacking von Krypto-Börsen bzw. Wallets oder durch betrügerische Phishing-Angriffe. 
  • Erpressung: Der Täter erpresst das Opfer und verlangt Lösegeld in Form von Kryptowährungen. 
  • Geldwäsche: Kryptowährungen werden verwendet, um illegal erworbene Gelder zu waschen, indem sie durch eine Reihe von Transaktionen verschleiert werden. 
  • Betrug: Der Täter nutzt Kryptowährungen, um einen Investitionsbetrug durchzuführen. 
  • Finanzierung illegaler Aktivitäten: Kryptowährungen werden genutzt, um illegale Aktivitäten wie Drogenhandel, Waffenhandel oder Terrorismus zu finanzieren. 

Welche Strafen drohen? 

Die Strafen für Crypto-Crime sind abhängig von der Art und Schwere der jeweils verwirklicht Straftat. Zu den möglichen Strafen gehören: 

  • Geldstrafe: Es kann eine Geldstrafe drohen. 
  • Freiheitsstrafe: Es kann eine Freiheitsstrafe von mehreren Jahren drohen. 
  • Beschlagnahmung von Vermögenswerten: Die Behörden können Vermögenswerte, die aus illegalen Aktivitäten stammen (einschließlich Kryptowährungen) beschlagnahmen, um Opfer zu entschädigen oder Geldwäsche zu verhindern. 
  • Zivilrechtliche Maßnahmen: Opfer von Crypto-Crime können zivilrechtliche Klagen einreichen, um Schadenersatz zu erhalten oder gestohlene Gelder zurückzufordern. 

Berühmte Fälle 

  • Mt. Gox (Bitcoin-Börse): Mt. Gox war einst die größte Bitcoin-Börse der Welt, bis sie im Jahr 2014 Insolvenz anmelden musste, nachdem Hunderte Millionen Dollar an Bitcoin gestohlen wurden. Der Vorfall führte zu einem der größten Hacks in der Geschichte von Kryptowährungen und hatte weitreichende Auswirkungen auf den Markt. 
  • Silk Road (Internet-Plattform): Die Silk Road war eine berüchtigte Darknet-Marktplatzplattform, auf der illegale Waren und Dienstleistungen, einschließlich Drogen, Waffen und gestohlene Daten, gehandelt wurden. Die Hauptwährung für Transaktionen auf der Silk Road war Bitcoin. Die Gründerin, Ross Ulbricht, wurde verhaftet und zu lebenslanger Haft verurteilt. 
  • Bitfinex Hack: Im Jahr 2016 wurde die Krypto-Börse Bitfinex Opfer eines Hacks, bei dem etwa 120.000 Bitcoin gestohlen wurden, was zum Zeitpunkt des Hacks einen Wert von über 60 Millionen Dollar hatte. Der Vorfall führte zu einem Rückgang des Vertrauens in die Sicherheit von Krypto-Börsen und warf Fragen zur Sicherheit von Kundenvermögen auf. 

Aktueller Fall: Einziehung von Bitcoin durch sächsische Behörden 

Im Januar 2024 ereignete sich in Sachsen ein bedeutsamer Fall der Einziehung von Bitcoin, der sowohl lokale als auch nationale Aufmerksamkeit erregte. 

Der Fall hatte seine Ursprünge in den Ermittlungen gegen die illegale Streaming-Plattform Movie2k.to. Diese Plattform war berüchtigt für das Bereitstellen von Raubkopien von Filmen und Serien, was zu erheblichen finanziellen Verlusten für die Filmindustrie führte. Die Betreiber von Movie2k.to nutzten Bitcoin und andere Kryptowährungen, um Zahlungen für ihre illegalen Dienste zu akzeptieren und Gelder zu transferieren, was die Ermittlungen für die Strafverfolgungsbehörden erschwerte. 

Cryto-Crime

Die Polizei begann intensive Ermittlungen, um die Betreiber der Plattform ausfindig zu machen und das illegale Geschäft zu unterbinden. Im Rahmen dieser Ermittlungen stießen die Behörden auf Beweise für umfangreiche Geldtransaktionen in Bitcoin, die auf die Betreiber von Movie2k.to zurückzuführen waren. 

Am Ende der Ermittlungen konnte das LKA Sachsen einen bedeutenden Erfolg verzeichnen: Die Beschlagnahmung von insgesamt 50.000 Bitcoin, was zum jetzigen Zeitpunkt einen Wert von ca. zwei Milliarden Euro darstellt. Die Medien berichteten intensiv über diesen Fall, da die Einziehung von Bitcoin in dieser Größenordnung sowohl in Sachsen als auch deutschlandweit eine Seltenheit war. 

Und wer bekommt nun die eingezogenen Bitcoins? Das Strafgesetzbuch regelt die Einziehung von Vermögenswerten, die aus Straftaten stammen (§§ 74 ff. StGB). Danach können die eingezogenen Vermögenswerte verschiedenen Zwecken zugewiesen werden. In vielen Fällen werden sie zur Deckung von Schadensersatzansprüchen der Rechtsinhaber, Geldstrafen oder Kosten des Strafverfahrens verwendet. Darüber hinaus kann ein Teil der eingezogenen Vermögenswerte für gemeinnützige Zwecke oder für die Stärkung der Opferrechte verwendet werden. Was tatsächlich mit den eingezogenen Bitcoins passiert, entscheiden die Behörden, wobei diese Entscheidung noch aussteht (Stand: April 2024). 

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