Gefährlicher Scherz oder Straftat? Swatting und das deutsche Strafrecht

Das absichtliche, unnötige Absetzen von Notrufen ist mehr als nur ein Streich oder eine jugendliche Sünde. Solche Handlungen, die auch als „Swatting“ bezeichnet werden, können schnell zu einer Strafbarkeit führen. Welche Voraussetzungen dafür erfüllt sein müssen und welche Strafen drohen, lesen Sie im folgenden Beitrag.

Autor

Tommy Kujus

Aktualisiert

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    Das sagt das Gesetz: § 145 StGB

    (1) Wer absichtlich oder wissentlich 1. Notrufe oder Notzeichen mißbraucht oder 2. vortäuscht, daß wegen eines Unglücksfalles oder wegen gemeiner Gefahr oder Not die Hilfe anderer erforderlich sei, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Wer absichtlich oder wissentlich 1. die zur Verhütung von Unglücksfällen oder gemeiner Gefahr dienenden Warn- oder Verbotszeichen beseitigt, unkenntlich macht oder in ihrem Sinn entstellt oder 2. die zur Verhütung von Unglücksfällen oder gemeiner Gefahr dienenden Schutzvorrichtungen oder die zur Hilfeleistung bei Unglücksfällen oder gemeiner Gefahr bestimmten Rettungsgeräte oder anderen Sachen beseitigt, verändert oder unbrauchbar macht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft, wenn die Tat nicht in § 303 oder § 304 mit Strafe bedroht ist.

Was ist “Swatting”? 

Swatting beschreibt eine Situation, bei der jemand absichtlich einen falschen Notruf tätigt, um Einsatzkräfte wie Polizei, Krankenwagen, Notarzt oder Feuerwehr zu einem vermeintlichen Einsatz zu schicken.  

Gefährlicher Scherz oder Straftat? Swatting und das deutsche Strafrecht

Welche Arten von Swatting gibt es? 

Die Motivation hinter solchen falschen Notrufen kann verschieden sein. Allerdings besteht das grundlegende Muster darin, einen falschen Notruf abzusetzen, um eine Reaktion der Einsatzkräfte hervorzurufen. Hier sind einige Arten bzw. Motive von Swatting: 

  • Rache: Swatting kann als Racheakt genutzt werden, bei dem jemand versucht, eine andere Person, mit der er in Konflikt steht, zu schikanieren oder zu bestrafen. 
  • Berühmtheit: Prominente werden manchmal zum Ziel von Swatting-Anrufen. Dahinter steckt meist der Versuch, Verwirrung zu stiften, die Aufmerksamkeit der Medien zu erregen oder einfach nur Chaos zu verursachen. 
  • Gaming: In einigen Fällen haben Online-Spieler Swatting als Teil von Streichen während Live-Streams oder als Reaktion auf In-Game-Konflikte verwendet. 
  • Raub: Krankenwagen werden gerufen, um diese dann auszurauben. Dabei sind die darin befindlichen Medikamente beliebte Beute. 
  • Zufall: Manchmal handelt es sich bei Swatting-Anrufen um willkürliche Aktionen, bei denen die Zielperson scheinbar ohne erkennbaren Grund ausgewählt wird. 
  • Streich: Bei Swatting kann sich auch um einen Streich oder ein (jugendliches) Aufnahmeritual handeln. 

Ist Swatting strafbar? 

Swatting kann zu schwerwiegenden strafrechtlichen Konsequenzen führen. Dabei ist die Ausgestaltung der einzelnen Situation entscheidend. 

Grundsätzlich ist das absichtliche bzw. wissentliche, unnötige Absetzen eines Notrufes nach § 145 StGB wegen dem Missbrauch von Notrufen und der Beeinträchtigung von Unfallverhütungs- und Nothilfemitteln strafbar. Hier droht eine Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder eine Geldstrafe. 

Je nachdem welche Handlungen darüber hinaus mit dem Absetzen des Notrufs verknüpft sind, kommen noch die falsche Verdächtigung nach § 164 StGB, die Körperverletzung nach § 223 StGB, die Nötigung nach § 240 StGB, der Diebstahl nach § 242 StGB, der Raub nach § 249 StGB oder auch der Betrug nach § 263 StGB in Betracht. 

Es gibt auch Fälle, in denen Swatting zu tragischen Konsequenzen geführt hat – darunter Unfälle, Verletzungen und sogar Todesfälle. Die unnötige Eskalation von Gewalt in solchen Situationen betont die Ernsthaftigkeit und Gefahr von Swatting. 

Gefährlicher Scherz oder Straftat? Swatting und das deutsche Strafrecht

Berühmte Fälle 

  • Ashton Kutcher (Schauspieler): Im Jahr 2013 wurde die Polizei zu Kutcher’s Haus in Los Angeles gerufen, nachdem ein anonymes Telefonat einen bewaffneten Raubüberfall gemeldet hatte. Die Polizei stellte fest, dass es sich um einen Scherzanruf handelte, und Kutcher zu dieser Zeit nicht zu Hause war. Dieser Vorfall ereignete sich während einer Zeit, in der eine Welle von Swatting-Vorfällen Prominente betraf. 
  • Tom Cruise (Schauspieler): Im Jahr 2013 wurde auch Cruise Opfer von Swatting. Ein Anrufer meldete, dass es in Cruises Haus eine Schießerei gegeben habe. Die Polizei reagierte mit einem großen Einsatz, um dann festzustellen, dass es sich um einen falschen Alarm handelte. Cruise war zu der Zeit nicht zu Hause; es gab keine Anzeichen von Gewalt oder Kriminalität. 
  • Tyler “Ninja” Blevins (Streamer): Im Jahr 2019 wurde die Polizei zu Blevins Haus während eines seiner Livestreams gerufen. Der Anrufer hatte eine Geiselnahme gemeldet. Die Polizei stellte jedoch fest, dass es sich um einen falschen Alarm handelte. Blevins und seine Familie waren unverletzt. Der Vorfall führte jedoch zu einer Evakuierung seines Hauses durch das SWAT-Team. 

Diese Fälle verdeutlichen die Ernsthaftigkeit von Swatting, da sie nicht nur zu gefährlichen Situationen führen können, sondern auch öffentliche Ressourcen verschwenden und unnötig die Sicherheit der betroffenen Personen und der Strafverfolgungsbehörden gefährden. 

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