Steuerverkürzung/Steuerhinterziehung
Steuerliche Fehler können schnell passieren – doch nicht jeder Verstoß ist gleich eine Straftat. Während eine leichtfertige Steuerverkürzung als Ordnungswidrigkeit gilt, drohen bei Steuerhinterziehung hohe Geldstrafen oder sogar Freiheitsstrafen. Aber was genau unterscheidet die beiden Tatbestände? Welche Strafen drohen, und gibt es eine Bagatellgrenze?

Steuerrechtliche Vergehen wie Steuerverkürzung und Steuerhinterziehung sind in Deutschland ernstzunehmende Delikte, die gravierende rechtliche und finanzielle Konsequenzen nach sich ziehen können. Doch was genau unterscheidet eine Steuerverkürzung von einer Steuerhinterziehung? Welche Strafen drohen, und gibt es Möglichkeiten der Verteidigung oder sogar Straffreiheit?
In diesem Artikel erfahren Sie alles, was Sie als Betroffener über Steuerverkürzung und Steuerhinterziehung wissen müssen. Wir klären nicht nur die rechtlichen Grundlagen, sondern zeigen auch praxisnahe Beispiele, Verteidigungsstrategien und wichtige Tipps zur Vermeidung solcher Probleme auf.
Grundlagen der Steuerverkürzung und Steuerhinterziehung
Steuerrechtliche Grundlagen: § 378 AO und § 370 AO
Die Abgabenordnung (AO) bildet die zentrale Rechtsgrundlage für steuerrechtliche Verstöße. Zwei Paragrafen sind besonders relevant:
- § 378 AO – Leichtfertige Steuerverkürzung: Hierbei handelt es sich um eine Ordnungswidrigkeit, die entsteht, wenn eine Person durch grobe Fahrlässigkeit Steuern nicht oder nicht in voller Höhe zahlt.
- § 370 AO – Steuerhinterziehung: Diese liegt vor, wenn eine Person vorsätzlich, also absichtlich, falsche Angaben macht oder steuerlich relevante Tatsachen verschweigt, um Steuern zu sparen.
Steuerverkürzung vs. Steuerhinterziehung – Wo liegt der Unterschied?
Der wichtigste Unterschied ist der Vorsatz:
- Steuerverkürzung bedeutet, dass eine Person fahrlässig handelt – also keine bewusste Absicht hatte, Steuern zu sparen.
- Steuerhinterziehung setzt voraus, dass jemand absichtlich falsche Angaben macht, um sich finanziell zu bereichern.
Beispiel:
Ein Arbeitnehmer vergisst versehentlich, eine Nebeneinnahme in seiner Steuererklärung anzugeben. Dies könnte eine Steuerverkürzung sein.
Hingegen begeht eine Person, die absichtlich ein Auslandskonto verschweigt, eine Steuerhinterziehung.

Arten und Beispiele der Steuerverkürzung
Steuerverkürzung Beispiel: Häufige Praxisfälle
- Falsche Angaben in der Steuererklärung: Eine Person gibt aus Versehen zu hohe Werbungskosten an.
- Fehlende Umsatzsteuer-Zahlung: Ein Selbstständiger vergisst, die Umsatzsteuer für eine erbrachte Dienstleistung ans Finanzamt abzuführen.
- Verspätete Steuererklärung: Eine GmbH reicht die Steuererklärung erst nach Ablauf der Frist ein, wodurch das Finanzamt die Steuerschuld erst später festsetzt.
Steuerverkürzung auf Zeit: Was bedeutet das?
Eine Steuerverkürzung auf Zeit liegt vor, wenn die Steuern nicht rechtzeitig, aber später gezahlt werden.
Beispiel:
Ein Unternehmer zahlt seine Umsatzsteuerschuld mit mehreren Monaten Verzögerung. Obwohl er die Steuern letztendlich zahlt, kann dies als Steuerverkürzung gewertet werden.
Steuerverkürzung Bagatellgrenze: Gibt es eine „Freigrenze“?
Es gibt keine gesetzliche Bagatellgrenze, unterhalb derer Steuerverkürzungen straffrei bleiben. Allerdings werden kleinere Beträge oft milder geahndet. In der Praxis wird bei Beträgen unter 1.000 Euro oft von einer Einstellung des Verfahrens gegen Zahlung eines Geldbetrags abgesehen.
Leichtfertige Steuerverkürzung vs. Steuerhinterziehung
Wann spricht man von leichtfertiger Steuerverkürzung?
Leichtfertige Steuerverkürzung liegt vor, wenn eine Person grob fahrlässig, aber ohne Vorsatz handelt.
Beispiel:
Ein Unternehmer überträgt versehentlich falsche Buchhaltungsdaten an das Finanzamt und gibt zu geringe Umsätze an.
Leichtfertige Steuerverkürzung bei der Umsatzsteuer
Besonders häufig kommt es bei der Umsatzsteuer zu leichtfertigen Steuerverkürzungen. Dazu zählen:
- Falsche Berechnung der Vorsteuer
- Nicht ordnungsgemäße Deklaration von steuerpflichtigen Umsätzen
- Fehlende Abgabe der Umsatzsteuervoranmeldung
Besonders schwere Steuerhinterziehung: Wann wird es kritisch?
Steuerhinterziehung gilt als besonders schwer, wenn:
- Die hinterzogenen Steuern über 50.000 Euro liegen.
- Die Tat gewerbsmäßig begangen wurde.
- Falsche oder manipulierte Dokumente eingereicht wurden.
In solchen Fällen drohen Freiheitsstrafen von sechs Monaten bis zu zehn Jahren.
Rechtliche Folgen und Konsequenzen
Welche Strafen drohen bei Steuerverkürzung?
- Leichtfertige Steuerverkürzung: Geldbußen bis zu 50.000 Euro.
- Steuerhinterziehung: Geldstrafen oder Freiheitsstrafen bis zu fünf Jahren.
- Besonders schwere Steuerhinterziehung: Freiheitsstrafen von sechs Monaten bis zehn Jahren.
Hinterziehungszinsen: Zusätzliche Belastung für Steuersünder
Neben der Steuernachzahlung müssen Steuerhinterzieher Hinterziehungszinsen in Höhe von 6 % pro Jahr auf die hinterzogenen Beträge zahlen.
Möglichkeiten der Selbstanzeige – Wann ist sie sinnvoll?
Eine Selbstanzeige kann unter bestimmten Bedingungen zur Straffreiheit führen. Voraussetzung ist, dass die hinterzogenen Steuern vollständig nachgezahlt werden und die Tat noch nicht entdeckt wurde.

Prävention: Wie Sie Steuerverkürzung vermeiden können
Um Steuerverkürzung und Steuerhinterziehung zu vermeiden, sollten Sie:
- Alle Einkünfte und steuerlichen Sachverhalte korrekt angeben.
- Fristen für Steuererklärungen einhalten.
- Buchhaltung und Belege sorgfältig führen.
- Sich frühzeitig steuerlich beraten lassen.
FAQs: Häufige Fragen zur Steuerverkürzung
1. Ist Steuerverkürzung dasselbe wie Steuerhinterziehung?
Nein. Steuerverkürzung ist eine Ordnungswidrigkeit, Steuerhinterziehung eine Straftat.
2. Welche Strafen drohen bei Steuerverkürzung?
Geldbußen bis zu 50.000 Euro.
3. Gibt es eine Bagatellgrenze für Steuerverkürzung?
Nein, aber kleine Beträge werden oft milder geahndet.
4. Wann ist eine Selbstanzeige sinnvoll?
Wenn die Tat noch nicht entdeckt wurde, und man Straffreiheit erlangen möchte.
5. Wie hoch sind die Hinterziehungszinsen?
6 % pro Jahr auf die hinterzogene Steuer.
Fazit
Steuerverkürzung und Steuerhinterziehung sind ernstzunehmende steuerrechtliche Vergehen, die zu erheblichen finanziellen und strafrechtlichen Konsequenzen führen können. Während eine leichtfertige Steuerverkürzung meist mit einer Geldbuße geahndet wird, drohen bei schwerer Steuerhinterziehung Freiheitsstrafen.
Eine frühzeitige Beratung durch einen erfahrenen Steueranwalt kann entscheidend sein, um Strafen zu minimieren oder eine geeignete Verteidigungsstrategie zu entwickeln. Wenn Sie von einem Verfahren betroffen sind, sollten Sie schnell handeln!