Schwere Körperverletzung
Das Opfer erleidet durch die Körperverletzung erhebliche dauerhafte oder langfristige Folgen? Dann kann eine schwere Körperverletzung vorliegen. Welche Voraussetzungen bestehen müssen und welcher Strafrahmen droht, erfahren Sie im folgenden Beitrag.
Was ist schwere Körperverletzung?
Juristische Definition nach § 226 StGB
- Eine dauerhafte Beeinträchtigung von Sinnes- oder Körperfunktionen (z. B. Verlust von Sehen, Hören, Sprechen) eintritt.
- Ein wichtiges Körperglied verloren geht oder dauerhaft unbrauchbar wird.
- Eine dauerhafte Entstellung, Siechtum, Lähmung oder eine geistige Krankheit verursacht wird.
Dabei ist entscheidend, dass die Folgen erheblich und irreversibel sind. Es ist nicht erforderlich, dass der Täter die schwere Folge absichtlich herbeiführt – es genügt, dass er die Körperverletzung vorsätzlich begeht und die schweren Folgen zumindest fahrlässig eintreten.
Ziel des Straftatbestands
Unterschied zwischen einfacher, schwerer und gefährlicher Körperverletzung
Einfache Körperverletzung (§ 223 StGB)
Schwere Körperverletzung (§ 226 StGB)
Gefährliche Körperverletzung (§ 224 StGB)

- Eine Schlägerei mit bloßen Fäusten, die zu einer dauerhaften Lähmung führt, wäre eine schwere Körperverletzung.
- Der Einsatz eines Messers, das „nur“ eine Schnittwunde hinterlässt, gilt als gefährliche Körperverletzung.
In Einzelfällen können beide Tatbestände kombiniert werden, wenn gefährliche Mittel zu schweren Folgen führen.
Schwere Tatfolgen nach § 226 StGB
Verlust von Sinnes- oder Körperfunktionen
- Sehvermögen: Verlust eines oder beider Augen, etwa durch einen Schlag, der eine Netzhautablösung verursacht. Eine erhebliche Einschränkung (unter 10 % Sehkraft) gilt ebenfalls als Verlust.
- Hörvermögen: Ein Schlag gegen den Kopf oder Verletzungen des Innenohrs können zum Verlust des Gehörs oder der Fähigkeit, Sprache zu verstehen, führen.
- Sprechvermögen: Schädigungen des Kehlkopfs oder Sprachzentrums können dazu führen, dass das Opfer dauerhaft nicht mehr sprechen kann.
- Fortpflanzungsfähigkeit: Verletzungen im Genitalbereich oder hormonelle Störungen durch Gewalteinwirkungen können Unfruchtbarkeit verursachen.
Diese Schäden betreffen nicht nur die körperliche, sondern auch die soziale und berufliche Existenz des Opfers.
Verlust eines wichtigen Körperglieds
- Arme und Beine: Der Verlust eines Arms oder Beins hat gravierende Folgen für die Mobilität und Selbstständigkeit.
- Finger und Hände: Der Verlust eines Daumens oder mehrerer Finger kann die berufliche Existenz eines Handwerkers oder Pianisten zerstören.
- Dauerhafte Gebrauchsunfähigkeit: Auch ohne Amputation kann eine schwere Schädigung, die die Nutzung eines Körperteils dauerhaft einschränkt, den Tatbestand erfüllen.
Der Verlust eines Körperglieds geht häufig mit psychischen Folgen wie Depressionen oder sozialer Isolation einher.
Dauerhafte Entstellung
- Narben: Sichtbare Narben im Gesicht oder an anderen exponierten Körperstellen gelten als entstellend, insbesondere wenn sie großflächig oder asymmetrisch sind.
- Verlust von sichtbaren Körperteilen: Der Verlust eines halben Ohrs oder der Nase ist ebenfalls eine erhebliche Entstellung.
- Deformationen: Verletzungen, die zu bleibenden Verkrümmungen oder Verwachsungen führen, können ebenfalls als Entstellung gewertet werden.
Siechtum
- Infektionen: Eine HIV-Infektion infolge eines Angriffs stellt ein Siechtum dar, da sie das Opfer lebenslang belastet.
- Organversagen: Verletzungen, die zu dauerhaften Schäden an Organen führen, wie chronisches Nierenversagen, gelten ebenfalls als Siechtum.
Betroffene sind oft auf ständige medizinische Betreuung angewiesen, was ihre Lebensqualität erheblich beeinträchtigt.
Lähmung
- Querschnittslähmung: Diese schwerwiegende Folge ist oft das Ergebnis massiver Gewalteinwirkungen auf den Rücken.
- Teillähmung: Auch die Einschränkung der Bewegungsfähigkeit eines Arms oder Beins erfüllt den Tatbestand.
Die Lähmung führt nicht nur zu körperlichen Einschränkungen, sondern oft auch zu einem Verlust der Selbstständigkeit.

Geistige Krankheiten
- Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS): Nach einer gewaltsamen Auseinandersetzung können Betroffene unter Flashbacks, Angststörungen oder Schlaflosigkeit leiden.
- Depressionen: Dauerhafte Entstellungen oder der Verlust von Sinnesfunktionen führen oft zu schweren Depressionen.
- Kognitive Einschränkungen: Schädigungen des Gehirns, etwa durch Schläge auf den Kopf, können zu Demenz oder Lernschwierigkeiten führen.
Psychische Erkrankungen sind oft schwer nachzuweisen, beeinträchtigen das Leben der Betroffenen jedoch massiv.
Strafen für schwere Körperverletzung
Strafrahmen
Einfluss mildernder Umstände
- Handelte der Täter aus Notwehr oder im Affekt?
- Gab es eine Entschuldigung oder Wiedergutmachung?
- Waren die langfristigen Folgen unvermeidbar?
Mildernde Umstände können das Strafmaß deutlich reduzieren.
Verteidigungsstrategien bei schwerer Körperverletzung
- Anfechtung der Dauerhaftigkeit: Wenn medizinische Maßnahmen die Folgen beheben können, liegt keine „dauerhafte“ Schädigung vor.
- Kausalitätsprüfung: Es muss nachgewiesen werden, dass die Tat direkt zu den schweren Folgen geführt hat.
- Absicht oder Fahrlässigkeit: War die Schädigung beabsichtigt oder ein unvorhergesehener Unfall?
FAQs zur schweren Körperverletzung
Wenn sie zu dauerhaften Schäden wie Blindheit, Lähmungen oder Narben führt.2. Was sind Beispiele für eine dauerhafte Entstellung?
Sichtbare Narben im Gesicht, Verlust von sichtbaren Körperteilen (z. B. ein halbes Ohr) oder Verkrümmungen.3. Wie hoch ist die Strafe?
Das Strafmaß liegt zwischen 1 und 10 Jahren Freiheitsstrafe. Minder schwere Fälle werden mit 6 Monaten bis 5 Jahren geahndet.4. Kann schwere Körperverletzung fahrlässig begangen werden?
Ja, etwa bei Verkehrsunfällen oder medizinischen Behandlungsfehlern.
5. Wie lange dauert die Verjährung?
Die Verjährungsfrist beträgt 10 Jahre.